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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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hen. Er ist e<strong>in</strong> autopoietisches System (griech. autos = selbst; poie<strong>in</strong> = machen),<br />

e<strong>in</strong>e autopoietische Organisation [3]. Das autopoietische System muss<br />

selbst begrenzt, selbst erzeugend und selbst erhaltend se<strong>in</strong> [1]. Dies trifft auf<br />

Menschen zweifellos zu. Treffen zwei Menschen als autopoietische Systeme<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, so müsste es zulässig se<strong>in</strong>, dieses entstehende Beziehungssystem<br />

e<strong>in</strong> soziales autopoietisches zu nennen. Also e<strong>in</strong> sich selbst erzeugendes und<br />

selbst erhaltendes soziales System. Maturana und Varela haben diese Frage<br />

unterschiedlich, aber <strong>in</strong>sgesamt abschlägig beantwortet. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zustimmung<br />

zu e<strong>in</strong>em entstehenden autopoietischen sozialen System kommt<br />

von Niklas Luhmann, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sicht auf Kommunikationsprozesse. Daneben<br />

postuliert er ausdrücklich, dass auch das Bewusstse<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> autopoietisches<br />

psychisches System zu begreifen[4].<br />

Auf die konkrete Situation des Beispiels bedeutet dies, dass im Zusammentreffen<br />

von Geschäftsführung und Stationsleitung im <strong>in</strong>dividuellen Erkennen <strong>der</strong><br />

Beteiligten über jede mögliche Situation zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen<br />

(Welten) entstehen können. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beteiligten entscheidet<br />

selbst aus den Erfahrungen se<strong>in</strong>er Geschichte heraus, wie er die Situation<br />

erkennt.<br />

„Nach <strong>der</strong> Santiago-Theorie ist die Erkenntnis nicht die Darstellung e<strong>in</strong>er unabhängigen,<br />

vorgegebenen Welt, son<strong>der</strong>n vielmehr das Hervorbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er<br />

Welt. Was durch e<strong>in</strong>en bestimmten Organismus im Prozess des Lebens hervorgebracht<br />

wird, ist nicht die Welt, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Welt, die stets von <strong>der</strong><br />

Struktur des Organismus abhängig ist“ [1].<br />

Die Abhängigkeit von <strong>der</strong> Struktur des Organismus bezieht sich auf die Erfahrungen<br />

e<strong>in</strong>es Menschen [5], se<strong>in</strong>e Prägung <strong>in</strong> Wahrnehmung und Weltsicht,<br />

alle Handlungsmöglichkeiten und Handlungskompetenzen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Situationen und die Bedeutungen und Überzeugungen [2]. Das wesentliche<br />

Element <strong>der</strong> Situation ist somit nicht nur das Erkennen, son<strong>der</strong>n das Erkennen<br />

des Erkennens. Das bedeutet, dass die Stationsleitung o<strong>der</strong> die Geschäftsführung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Situation erkennen muss, wie sie den An<strong>der</strong>en erkennt und versuchen<br />

sollte zu erkennen wie <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e die Situation erkennt. Daraus entsteht<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltsicht des jeweils An<strong>der</strong>en. Der Autopoiese eigen<br />

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