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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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Die Ursprünge des Recovery liegen e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> <strong>der</strong> amerikanischen Nutzerbewegung<br />

psychiatrischer Angebote (User/Survivor) und an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> professionellen<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> <strong>psychiatrischen</strong> Rehabilitation. Beiden geme<strong>in</strong>sam<br />

ist die Erkenntnis, dass die üblicherweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie vorherrschenden<br />

Me<strong>in</strong>ungen zur Genesung (engl. Recovery) <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Menschen<br />

mit psychotischen Erkrankungen empirisch nicht haltbar s<strong>in</strong>d. Empirische<br />

Studien haben gezeigt, dass die Besserungsrate erheblich mehr Optimismus<br />

erlaubt als normalerweise propagiert wird, und dass ausserdem die mit<br />

e<strong>in</strong>er Psychose e<strong>in</strong>hergehenden Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong> ‚normales’ Leben nicht<br />

pr<strong>in</strong>zipiell ausschliessen [5]. Daher ist – neben dem Empowerment – die Vermittlung<br />

von Hoffnung e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zentralen Bestandteile von Recovery. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

existiert bis heute ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Def<strong>in</strong>ition von Recovery.<br />

Je nach Schwerpunkt und Herkunft <strong>der</strong> Autoren wird e<strong>in</strong>erseits Recovery als<br />

e<strong>in</strong> Prozess <strong>der</strong> Genesung def<strong>in</strong>iert, an<strong>der</strong>erseits als e<strong>in</strong> Ergebniszustand<br />

(Outcome) e<strong>in</strong>er <strong>psychiatrischen</strong> Behandlung. Dennoch kann die Relevanz<br />

dieses Ansatzes für die psychiatrische <strong>Pflege</strong> nicht mehr bestritten werden,<br />

weshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur mittlerweile eigenständige <strong>Pflege</strong>-Recovery-Modelle<br />

beschrieben werden [6].<br />

Soziale Inklusion<br />

Sowohl das Empowerment- als auch das Recovery-Konzept zielen auf die Stärkung<br />

<strong>der</strong> sozialen B<strong>in</strong>dungen psychisch kranker Menschen. Der H<strong>in</strong>tergrund<br />

hierfür liegt <strong>in</strong> empirischen Erfahrungen, die zeigen, dass die soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

bzw. Integration dieses Personenkreises erheblich ger<strong>in</strong>ger ist als <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Normalbevölkerung und auch ger<strong>in</strong>ger als bei vergleichbar körperlich beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen [7, 8]. Ausgehend von <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen soziologischen Theorie<br />

wird dieser Sachverhalt als soziale Exklusion bezeichnet. Inklusion beschreibt<br />

den Versuch, diese sozialen B<strong>in</strong>dungen aktiv wie<strong>der</strong> herzustellen. Üblicherweise<br />

wird darunter zunächst die Inklusion <strong>in</strong> die Arbeitswelt verstanden. Hier<br />

gibt es mittlerweile zahlreiche empirische Studien, die belegen, dass mit adäquaten<br />

Konzepten wie dem Supported Employment e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung durchaus<br />

möglich ist, und das auch ausserhalb des amerikanischen Arbeitsmarkts [9].<br />

Nun gehen die sozialen Bedürfnisse mo<strong>der</strong>ner Menschen sicherlich über die<br />

Arbeitswelt h<strong>in</strong>aus, weshalb die soziale Inklusion zusätzlich auf soziale Berei-<br />

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