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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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hungsziele wie Diszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Regeln aufstellen und e<strong>in</strong>halten, für e<strong>in</strong>e<br />

sichere Umwelt sorgen teilen sie ebenfalls mit an<strong>der</strong>en Müttern.<br />

Sie s<strong>in</strong>d jedoch schon von Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schwangerschaft an mit dem „Stigma <strong>der</strong><br />

psychischen Erkrankung“ behaftet. Ihnen wird unterstellt, K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht angemessen<br />

versorgen zu können, sie möglicherweise abzulehnen o<strong>der</strong> sie zu verletzen.<br />

Die negativen Vorbehalte <strong>der</strong> eigenen Familie wie <strong>der</strong> professionellen<br />

Helfer führen bei den Müttern zu <strong>der</strong> Furcht, dass ihnen ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> weggenommen<br />

werden könnten. Sie werden stärker als an<strong>der</strong>e Mütter überwacht<br />

und s<strong>in</strong>d gehalten, ihre elterlich- sorgenden Fähigkeiten ständig unter Beweis<br />

zu stellen. Diese Kontrolle kann im E<strong>in</strong>zelfall sowohl motivierend wie demotivierend<br />

auf die Mütter wirken.<br />

Unter dem Stigma <strong>der</strong> psychischen Erkrankung neigen psychisch erkrankte<br />

Mütter dazu, alltägliche Verhaltensweisen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie Probleme und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> pubertäres Verhalten <strong>in</strong> ihrer Erkrankung<br />

begründet zu sehen. Ihnen fehlt e<strong>in</strong> Korrelativ im Vergleich zu den Problemen<br />

an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie <strong>der</strong> Erklärungen <strong>der</strong>er Eltern. Psychisch erkrankte<br />

Mütter verheimlichen <strong>der</strong> Umwelt ihre Erkrankung, um ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> vor dem<br />

sekundären Stigma <strong>der</strong> Erkrankung zu bewahren. Die Vorurteile <strong>der</strong> sozialen<br />

Umwelt werden hier vorweggenommen.<br />

Im ihrem alltäglichen Management, dem Stress, den die K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung bedeutet,<br />

äußern psychisch erkrankte Mütter Schuldgefühle, weil o<strong>der</strong> wenn sie<br />

sich überfor<strong>der</strong>t fühlen. Zudem fällt es ihnen schwer, die Belastungen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung von den eigenen und <strong>in</strong>dividuellen Belastungen zu trennen.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Belastung zwischen „normalem“ Stress und zusätzlichen<br />

erkrankungsbed<strong>in</strong>gten Faktoren ist für sie kaum zu treffen. Stimmenhörer<strong>in</strong>nen<br />

geraten hier <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise an ihre Grenzen. In dieser Unsicherheit<br />

messen sich psychisch erkrankte Mütter <strong>in</strong> vielen Fällen an unrealistischen<br />

„Standards“ und erleben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge als <strong>in</strong>kompetent. Sie schämen sich<br />

für Probleme ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> fehl<strong>in</strong>terpretieren sie als Folge ihrer Erkrankung.<br />

Es fällt ihnen schwer, Frustrationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung auszuhalten.<br />

Im Umgang mit <strong>der</strong> Erkrankung müssen psychisch erkrankte Mütter zusätzlich<br />

zu den alltäglichen Belastungen Term<strong>in</strong>e mit ihren Behandlern o<strong>der</strong> möglichen<br />

Unterstützungssystemen <strong>in</strong> den Alltag e<strong>in</strong>planen. Oftmals setzen sie im Kon-<br />

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