Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Sie halten sich also für einen Leader 6 ?
Martin Ward
Übersetzung aus dem Englischen: Andréa Winter
Bei ruhiger See kann jede Person das Schiff steuern! Mit anderen Worten,
wenn alles gut läuft, die Zielsetzungen erreicht sowie die Patienten auf dem
Weg der Besserung sind, wenig Personal krankheitsbedingt ausfällt, und alle
gut zusammenarbeiten, dann kann selbst ein kleines Kind Regie führen und für
diesen Glücksfall die Lorbeeren ernten. In Wirklichkeit entspricht die Arbeit in
Einrichtungen des Gesundheitswesens und insbesondere im Bereich der Psychiatrie
überhaupt nicht diesem romantischen Bild.
Nach 35 Jahren in verschiedenen Funktionen der psychiatrischen Pflege bin ich
zum Schluss gekommen, dass wir nur in unseren kühnsten Träumen je hoffen
können, dass sich die psychiatrische Pflege völlig selbst leiten kann. Oder, noch
schlimmer, dass jene von uns, die tatsächlich psychiatrische Pflegeleistungen
erbringen, es anderen Disziplinen oder Gesundheitsfachleuten erlauben könnten,
zu verantworten, wie dies unternommen wird. Die Wahrheit lautet
schlicht und einfach: Psychiatriepflegende können es sich nicht leisten, ihr
unabdingbares Recht auf fachliche Selbstbestimmung preiszugeben. Und dies
beinhaltet, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen, ob das Meer nun ruhig
ist, oder, was häufiger ist, wenn die Lage schwierig, komplex und herausfordernd
ist, in anderen Worten inmitten eines tobenden Sturms. Ohne Zweifel
sind Leader etwas Besonderes und die allerbesten sind herausragend. Keineswegs
alle wollen und können Leader sein. Interessanterweise scheinen Leader
dann aufzutauchen, wenn sie am dringendsten benötigt werden, was die Frage
nahe legt: Wer sind sie und woher kommen sie?
In diesem Vortrag werde ich nicht versuchen, Themen abzudecken, die von
anderen an diesem Kongress wohl schon ausführlicher erläutert worden sind,
6 Wegen der Häufigkeit von Begriffen wie «Leader» oder «Manager» in diesem Text
wurde zur besseren Lesbarkeit von einer geschlechterspezifischen Schreibweise abgesehen.
Unter der männlichen Form (z.B. Leader) sind immer sowohl Frauen wie Männer zu
verstehen (Anm. d. Übers.).
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