Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

scheidung nicht ganz einfach, ob die Befunde/das berichtete Verhalten nun als
Problem (rote Flagge) zu werten waren oder nicht, z.B. bei einzelnen abweichenden
Laborwerten aus einer Gruppe. Hier müsste die Checkliste mit Entscheidungshilfen
ergänzt werden. Dieser Interpretationsspielraum könnte ein
Grund sein für die Zahl von 10 Problemen pro Patientin, die deutlich über den
6.1 Problemen pro PatientIn in einer vergleichbaren UK-Studie liegen [4]. Außerdem
setzt die Anwendung der Checklisten voraus, dass Laborwerte etc.
bekannt sind. Wir mussten uns auf Angaben verlassen, die im Ambulatorium
bekannt waren oder von den PatientInnen erinnert wurden. Da die meisten
KlientInnen des Ambulatoriums auch noch durch HausärztInnen betreut werden,
kann es sein, dass zusätzliche Befunde dort vorgelegen hätten oder Untersuchungen
dort durchgeführt werden.
Hilfreich wären außerdem Informations- und Edukationsmaterial zu den einzelnen
Aspekten, bzw. strukturierte Hinweise auf Interventionsmöglichkeiten
zu den verschiedenen Gesundheitsthemen. Aufgrund unserer Erfahrungen
halten wir es für notwendig, den praktischen Gebrauch der Checklisten durch
eine spezifische AnwenderInnen-Schulung vorzubereiten und ein Begleithandbuch
zu erstellen.
Unter Berücksichtigung einiger noch verbesserungswürdiger Punkte sollten die
Gesundheits-Checklisten verbreitet und weiter verwendet werden. Sie erfassen
relevante Parameter des Gesundheitszustandes und –verhaltens und ermöglichen
rasch, einen Überblick zu gewinnen und den Bedarf nach Interventionen
zu definieren.
Es sollten regelmäßige Gesundheitskontrollen bei den ambulant behandelten
PsychiatriepatientInnen durchgeführt werden. Die Problembereiche jeder
einzelnen behandelten Person könnten so eruiert werden.
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation und zur Übernahme von pflegerischer
Verantwortung stellen zum Beispiel Gesundheitssprechstunden mit
der Anwendung des Clinical Assessments dar.
Unsere Studie ist zwar repräsentativ für das genannte Ambulatorium, die Ergebnisse
können aber nicht ohne weiteres auf andere Einrichtungen verallgemeinert
werden. Sie ist aber bisher die einzige uns bekannte Studie zu diesem
Thema in der ambulanten Psychiatrie in der Schweiz.
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