Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Leadership – Esoterischer Kuschelführungsstil oder alter Wolf in
neuem Schafspelz? Eine kritische Sicht eines Organisationsberaters
im Gesundheitswesen
Rolf Brüderlin
Einleitung
Leadership ist im Gegensatz zu anderen Mode-Trends im Management einer
der hartnäckigeren Begriffe. Um so erstaunlicher ist, dass Führungskräfte die
sich lieber Leader statt Manager oder Vorgesetzte nennen oder zumindest
Leadership als ihren Führungsstil bezeichnen, die Eckwerte eines solchen Konzeptes
nur in seltenen Fällen anhand ihrer praktischen Führungstätigkeit verhaltensnah
beschreiben können. Das gleiche Phänomen gilt auf der Ebene der
Organisation.
Es stellt sich nun die Frage, ob Leadership in im real existierenden Führungsalltag
ein Wunschdenken darstellt und dem auch historisch belasteten Begriff
„Führung“ und „Führer“ sowie dem auch teilweise „bissig“ empfundenen
Begriff „Menschenführung“ ein kuscheliges Mäntelchen angelsächsischer
Provenienz umgelegt werden soll oder ob es sich um ein eigenständiges Konzept
der Unternehmens- und Personalführung handelt, welches konkret beschrieben
und in der Praxis umgesetzt werden kann und wird.
Herkunft des Begriff Leadership
Als "Erfinder" des Begriffs gilt vielen der Harvard-Professor John P. Kotter, der
1982 - und ausführlicher 1990 in einem Buch "A Force For Change: How
Leadership Differs From Management" (deutsch: „Abschied vom Erbsenzähler“,
1991) - den Unterschied zwischen Managern und wahren Führern – eben
Leadern - erläuterte. Manager seien eher Verwalter, Leader dagegen Visionäre.
Management stehe eher für das perfekte Organisieren der Abläufe, planen
und kontrollieren. Leadership bedeute dagegen, die Geführten mit Visionen zu
inspirieren und zu motivieren. Leadership schaffe Kreativität, Innovation,
Sinnerfüllung und Wandel [1].
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