Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

sichts der nur geringen Unterschiede in der subjektiven Lebensqualität zwischen
den Wohnformen ist von einem Adaptationsphänomen auszugehen, das
dazu führt, dass sich die Selbsteinschätzungen sogar zwischen den geschlossen-geschützten
Wohngruppen und dem ABW kaum unterscheiden – ein Befund
der aus der Lebensqualitätsforschung bei chronisch psychisch kranken
Menschen bekannt ist [11].
Anlass zu konzeptionellen Überlegungen bietet der Befund des hohen Anteils
ohne Tagesstruktur im Ambulant Betreuten Wohnen. Nachfragen bei den
Bezugstherapeuten ergaben, dass zum einen nicht immer die passenden Tagesstrukturangebote
vorhanden waren. So weigerten sich Klienten, beispielsweise
die Werkstätten für behinderte Menschen aufzusuchen. Die Ausweitung
von Zuverdienst-Angeboten könnte hier möglicherweise eine Alternative für
viele Klienten bieten.
Ein weiteres und offenbar größeres Problem ist die Motivationslosigkeit vieler
Klientinnen und Klienten, die sich mit ihrer Wohnform arrangiert haben und
selbst es nicht für sinnvoll erachten, an der gegenwärtigen Situation etwas zu
verändern. An dieser Stelle wird offensichtlich, dass es in der Praxis an Konzepten
und Interventionen mangelt, welche die Motivation der Klienten fördern.
Entsprechende Interventionen wie der Community Reinforcement Approach
[12] oder das Motivational Interviewing sind im Bereich der Suchttherapie
entwickelt worden und liegen zumindest im angelsächsischen Raum auch
für chronisch psychisch kranke Menschen vor [13, 14].
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