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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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son und Interaktionspartner wahrnehmen und diese Aufgabe den Angehörigen<br />

und <strong>der</strong> Familie zuschreiben. Dies ist <strong>in</strong>sofern auffällig, da gerade <strong>in</strong> den<br />

<strong>Pflege</strong>e<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Langzeitbehandlung, die <strong>Pflege</strong>nden zur unmittelbaren<br />

sozialen Umwelt des pflegebedürftigen Menschen werden.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> MDS und <strong>der</strong> Clusteranalyse lassen folgende Aussage zu:<br />

Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Alltagskompetenz e<strong>in</strong>es pflegebedürftigen Menschen<br />

wird im kognitiven Raum <strong>der</strong> untersuchten <strong>Pflege</strong>nden nach funktionalen<br />

Kognitionsdimensionen Selbstständig – Unselbstständig und Unabhängig –<br />

Abhängig strukturiert. Als Klassifikationskriterien <strong>der</strong> Alltagskompetenz werden<br />

primär die basale ATLs Essen und Tr<strong>in</strong>ken, Sich Waschen, Schlafen, Ausscheiden<br />

und die Sprache verwendet.<br />

Die narrativen Interviews bestätigen die Ergebnisse <strong>der</strong> MDS und Clusteranalyse,<br />

liefern aber auch Aussagen zu strukturellen Zwängen, die subjektiv als<br />

primäre Ursachen für Nichtför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Alltagskompetenz <strong>in</strong> allen Interviews<br />

genannt wurden. Hierzu zählen <strong>Pflege</strong>nde den Zeitdruck, Personalmangel,<br />

Technisierung <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, aber auch Erwartungen, die an die <strong>Pflege</strong> seitens<br />

<strong>der</strong> MDK, PDL, Angehörigen, Kollegen gestellt werden. Auffällig war, dass die<br />

Erwartungen des pflegebedürftigen Menschen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Interview genannt<br />

wurden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die <strong>Pflege</strong>nden nehmen die Alltagskompetenz e<strong>in</strong>es pflegebedürftigen Menschen<br />

auf funktionaler Ebene wahr. Diese wirkt sich sowohl auf die Patientenwahrnehmung<br />

(Reduzierung des Menschen auf se<strong>in</strong> biologisch-funktionales<br />

Niveau) als auch auf die <strong>Pflege</strong>handlungen (funktionale Kompensation durch<br />

<strong>Pflege</strong>nden) aus. Die patienteneigenen Ressourcen (v. a. psychosoziale Kompetenz)<br />

werden dabei nicht wahrgenommen und somit nicht geför<strong>der</strong>t. Wird<br />

die psychosoziale Kompetenz nicht angesprochen, führt dies dazu, dass auch<br />

die Bereitschaft e<strong>in</strong>es Menschen, sich mit <strong>der</strong> Situation aktiv ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen,<br />

abnimmt und das Bedürfnis, möglich selbstständig zu se<strong>in</strong>, nachlässt<br />

[10].<br />

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