Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

ich habe im vorhergehenden Abschnitt auf die Antwort angespielt. Mitarbeiter
brauchen Leader. Selbst kollektiv brauchen sie jemanden, der ihrem Alltag
Bedeutung und Sinnhaftigkeit gibt und ohne diese Führung wird die Gefolgschaft
unsicher und weiß nicht, wohin sie gehen soll und was von ihr erwartet
wird. Verstehen Sie mich nicht falsch: ich will damit nicht sagen, dass Mitarbeiter
passiv darauf warten, bis jemand erscheint und sie bei der Hand nimmt!
Sie machen weiterhin ihre Arbeit, sie funktionieren halbwegs vernünftig und
leisten einen wertvollen Beitrag zur Arbeit des Teams, aber wenn sie nicht
richtig von den positiven Leadern motiviert sind, werden sie von den negativen
umworben bleiben – denn sie brauchen ein Leader, selbst wenn sie über
das, welches ihnen dieser sagt, unglücklich sind. Meiner Erfahrung nach kann
diese Situation durch zwei Handlungen vermieden werden: Erstens, die Mitarbeiter
von den negativen Leadern trennen und sie als vollwertige Partner in
die Entwicklungsaktivitäten mit einbeziehen. Zweitens, die negativen Leader
einfach fragen, was genau an der neuen Arbeitsweise ihnen derart Angst
macht. Es ist erstaunlich welche Auswirkung diese Direktheit hat. Anschließend
kann die gleiche Taktik wie bei den Mitarbeitern eingesetzt werden,
nämlich die negativen Leader ins Veränderungsteam integrieren und Verbündete
aus ihnen machen. Ich habe dieses Beispiel etwas länger als unbedingt
nötig ausgeführt, weil ich aufzeigen möchte, dass negatives Leadership, in den
falschen Händen, ausgesprochen destruktive und völlig demoralisierende
Folgen haben kann. Jedoch sind nicht nur Mobbing und Rückzug die Werkzeuge
der negativen Leader. Ungeduldig sein, versuchen, neue Methoden zu implementieren,
bevor die Menschen die Gelegenheit hatten, herauszufinden,
wie diese richtig anzuwenden sind und dadurch zusätzlichen Druck auf die
Belegschaft ausüben und es für potentielles Versagen verantwortlich machen;
all dies ist bezeichnend für jene, die den Fortschritt zu ihrem eigenen Gewinn
erzwingen wollen: „Schaut, was ich zu leisten fähig war!“. Diese Strategie geht
selten auf, aber viel zu häufig werden negative Leader von ihren Vorgesetzen
(es sei denn, diese haben Köpfchen) als Draufgänger wahrgenommen und
Menschen, die es fertig bringen, Dinge erledigen zu lassen – werden befördert
und kurz darauf, wenn die Systeme versagen, die sie überstürzt eingeführt
haben, geben sie die Schuld dafür an andere mit weniger Erfahrung und übernehmen
andere Verantwortungsbereiche, wo sie weiterhin scheitern, bis eines
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