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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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Abgesehen davon, dass es Situationen im Gesundheitswesen gibt, <strong>in</strong> denen<br />

ke<strong>in</strong>e partizipative Entscheidungsf<strong>in</strong>dung möglich ist, z.B. <strong>in</strong> Notfallsituationen<br />

o<strong>der</strong> auch im Rahmen von juristisch begründeten Behandlungen gegen den<br />

Willen e<strong>in</strong>es Patienten, ist anzuerkennen, dass die partizipative Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

ebenso wenig e<strong>in</strong> Patentrezept darstellt wie rout<strong>in</strong>emäßige Psychoedukationsprogramme.<br />

Behandlungsprogramme, welche mechanisch Bauste<strong>in</strong>e<br />

für bestimmte Diagnosegruppen bereithalten, berücksichtigen nicht die<br />

zwischen Patienten variierenden Bedürfnisse und tragen deshalb auch nicht zu<br />

e<strong>in</strong>er wünschenswerten Entscheidungsqualität bei. Der Wunsch nach Partizipation<br />

ist je nach Patient und gesundheitlicher Situation unterschiedlich stark<br />

ausgeprägt und so steht e<strong>in</strong> belastbares Arbeitsbündnis im Zentrum e<strong>in</strong>er<br />

gelungenen Intervention. Als <strong>Pflege</strong>person kann ich nicht unbed<strong>in</strong>gt davon<br />

ausgehen, dass e<strong>in</strong> Mensch über Selbsthilfestrategien etwas lernen möchte,<br />

vielleicht möchte er vielmehr über die Probleme mit den Mitbewohnern sprechen.<br />

<strong>Pflege</strong>nde können demnach dem Patienten mit se<strong>in</strong>er Erkrankung pflegerisch<br />

und therapeutische Angebote machen um den jeweiligen Krankheitsverlauf<br />

positiv zu unterstützen, sie müssen aber auch akzeptieren, wenn diese<br />

Angebote von den Patienten eventuell nicht als hilfreich erlebt werden, wie<br />

das am Beispiel von Herrn K. deutlich werden konnte.<br />

Kritische Reflexion <strong>der</strong> eigenen Rolle<br />

Die Vision, e<strong>in</strong> erfolgreiches <strong>Lea<strong>der</strong>ship</strong> auf <strong>der</strong> Station im H<strong>in</strong>blick auf Adhärenz<br />

umzusetzen, zielt also auf e<strong>in</strong>e gute Unterstützung <strong>der</strong> Patienten bei <strong>der</strong><br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dung ab. Dies erfor<strong>der</strong>t je nach Patient e<strong>in</strong>e Anpassung <strong>der</strong><br />

Rollen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Möglichkeiten, die durch gesetzliche und logistische<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gegeben s<strong>in</strong>d.<br />

Adhärenz als <strong>Lea<strong>der</strong>ship</strong> Thema für psychiatrisch <strong>Pflege</strong>nde setzt voraus, dass<br />

sich <strong>Pflege</strong>nde mit ihrer Expertenrolle kritisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Den Patienten<br />

mehr Mitspracherecht an Entscheidungen e<strong>in</strong>zuräumen fällt Berufsgruppen<br />

im Gesundheitswesen traditionell schwer. Die Gründe dafür s<strong>in</strong>d vielfältig.<br />

So gibt es zwischen Gesellschaft und Gesundheitswesen e<strong>in</strong>e eher unausgesprochene<br />

Abmachung, dass ich bei gesundheitlichen Problemen Fachleute<br />

konsultiere, die mich dann behandeln. Der passive Charakter <strong>der</strong> Patientenrolle<br />

steht hier also im Vor<strong>der</strong>grund und entspricht nicht <strong>der</strong> notwendigen akti-<br />

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