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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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mente nicht? Dieser Frage ist auch Schulz nachgegangen, und weist auf die<br />

Multidimensionalität des Konzeptes h<strong>in</strong> [3]. Die durch die Forschung bis heute<br />

ca. 300 benannten Faktoren, die das Adhärenzverhalten bee<strong>in</strong>flussen, wurden<br />

von verschiedenen Autoren bestimmten Gruppensystematiken zugeordnet.<br />

Nach Gray lassen sich die Faktoren <strong>in</strong> sechs Kategorien fassen:<br />

1. Die Krankheit (z.B. <strong>in</strong> Form von Wissensdefiziten über die Krankheit<br />

und <strong>der</strong>en Behandlung).<br />

2. Die Behandlung (z.B. <strong>in</strong> Form von ungewollten Nebenwirkungen).<br />

3. Die verschreibende Person bzw. das Behandlungsteam (Wird z.B. mit<br />

dem Patienten zusammengearbeitet o<strong>der</strong> geht man über se<strong>in</strong>e Wünsche<br />

und Bedenken h<strong>in</strong>weg).<br />

4. Der Patient ( z.B. durch se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung zur Behandlung o<strong>der</strong> dadurch,<br />

dass er die E<strong>in</strong>nahme vergisst).<br />

5. Das persönliche Umfeld ( z.B. durch Druck, <strong>der</strong> von se<strong>in</strong>en Bezugspersonen<br />

auf ihn ausgeübt wird).<br />

6. Kulturelle Aspekte (z.B. dadurch, dass <strong>der</strong> Patient e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en als<br />

<strong>der</strong> westlichen Mediz<strong>in</strong> mehr vertraut).<br />

Die Kategorien weisen e<strong>in</strong>drücklich auf die Komplexität des Geschehens h<strong>in</strong>.<br />

Daraus wird deutlich, so Schulz, dass die Schuld für Therapieabbrüche nicht<br />

alle<strong>in</strong> beim Patienten zu suchen ist, was <strong>der</strong> Begriff „Compliance“ suggeriert<br />

hat. „Adherence“ o<strong>der</strong> „Adhärenz“ soll <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Sichtweise - Verhandeln<br />

statt Behandeln – Rechnung tragen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> dem Patienten e<strong>in</strong>e aktivere<br />

und gleichberechtigte Rolle bei e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Entscheidungs-f<strong>in</strong>dung<br />

e<strong>in</strong>er angemessenen Behandlung zukommt [3]. Dabei ist von beson<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />

dass <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung grundsätzlich ergebnisoffen<br />

ist. Demnach kann e<strong>in</strong> Patient auch e<strong>in</strong>e Entscheidung präferieren, die aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Professionellen nicht s<strong>in</strong>nvoll ist. Dies darf im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er um Adhärenz<br />

und geme<strong>in</strong>samen Zusammenarbeit bemühten Herangehensweise <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>em Fall mit Beziehungsabbruch sanktioniert werden.<br />

Durch solche Überlegungen angeregt, wurden e<strong>in</strong>e Vielzahl an Studien und<br />

Forschungsvorhaben <strong>in</strong>itiiert, die Aussagen über die Bed<strong>in</strong>gungen und Folgen,<br />

sowie über mögliche Interventionen zur Verbesserung <strong>der</strong> Adhärenz ermitteln<br />

sollten.<br />

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