Netzintegration von Fahrzeugen mit elektrifizierten ... - JUWEL
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6. Chancen und Risiken der <strong>Netzintegration</strong> <strong>von</strong> Elektrofahrzeugen auf verschiedenen Spannungsebenen<br />
6.4 Kritische Grenzwerte der Elektrofahrzeug-Integration im Verteilnetz<br />
6.4.1 Ziel der Untersuchung<br />
Da<strong>mit</strong> Elektrofahrzeuge, wie in den vorangegangenen Abschnitten gezeigt, zur Integration<br />
erneuerbarer Energien beitragen können, muss untersucht werden, welche xEV-Durchdringungen<br />
im Verteilnetz möglich sind, ohne dass die zulässigen Grenzwerte der Spannungsqualität<br />
verletzt werden. Die Haltung der Spannungsqualität ist neben der Versorgungszuverlässigkeit<br />
und der Konstanz der Netzfrequenz Voraussetzung für die sichere Versorgung<br />
<strong>mit</strong> elektrischer Energie [Schwab, 2009]. Die zulässigen Grenzwerte hinsichtlich<br />
Frequenz, Höhe, Kurvenform und Symmetrie der Leiterspannungen sind in der DIN EN<br />
50160 definiert [DIN, 2011]. Die in diesem Kapitel durchgeführten Analysen der Spannungsqualität<br />
wurden in Kooperation <strong>mit</strong> dem EU-Forschungsprojekt MERGE durchgeführt [Project<br />
MERGE, 2012].<br />
Eine Besonderheit der elektrischen Versorgung ist, dass ihre Qualität in einem größeren<br />
Ausmaß vom Nutzer am jeweiligen Lastknoten als vom Erzeuger beeinflusst wird [DIN,<br />
2011]. Auf jeder Leitung in einem Netz hängt die Übertragung <strong>von</strong> Wirk- und Blindleistung<br />
<strong>von</strong> den Spannungen an den Leitungsenden und der induktiven Leitungsimpedanz ab. Eine<br />
Erhöhung der Last an einem Netzknoten führt zu einem zusätzlichen Spannungsfall und da<strong>mit</strong><br />
zu einer Erhöhung der übertragenen Leistung. In Richtung abnehmender Spannungswinkel<br />
fließt Wirkleistung, in Richtung abnehmender Spannungsbeträge Blindleistung. Das unkontrollierte,<br />
kaskadenartige Fallen der Knotenspannungen innerhalb eines Netzes, wie es<br />
beispielsweise durch das ungesteuerte Auftreten hoher zusätzlicher Ladelasten <strong>von</strong> xEV der<br />
Fall sein könnte, birgt die Gefahr eines Spannungskollapses [Schwab, 2009].<br />
Um diesem Szenario vorzubeugen ist die Untersuchung des zusätzlichen Spannungsfalls<br />
durch Elektrofahrzeuge im Verteilnetz <strong>von</strong> großer Bedeutung. Ein Spannungseinbruch ist<br />
nach DIN EN 50160 als zeitweiliges Absinken des Effektivwertes der Spannung unter die<br />
Anfangseinbruchschwelle <strong>von</strong> 90% der Bezugsspannung zu verstehen. Es ist eine zweidimensionale<br />
elektromagnetische Störgröße, die sowohl durch die Spannung als auch die<br />
Dauer bestimmt ist. Spannungseinbrüche weisen typischerweise auf Fehler im öffentlichen<br />
Versorgungsnetz oder in Anlagen der Netznutzer hin, während Spannungsüberhöhungen<br />
hingegen typisch für Lastabtrennungen oder Schalthandlungen sind [DIN, 2011]. Für Niederspannungsnetze<br />
ist die vereinbarte Versorgungsspannung gleich der Nennspannung und<br />
beträgt U n = 230V. Für reguläre Betriebsbedingungen müssen für jedes Wochenintervall<br />
95% der 10-Minuten-Mittelwerte des Effektivwertes der Versorgungsspannung innerhalb des<br />
Spannungsbandes ±10% der Nennspannung U n liegen. Außerdem müssen 100% der 10-<br />
Minuten-Mittelwerte des Effektivwertes der Versorgungsspannung innerhalb des Intervalls U n<br />
+10% und U n −15% liegen.<br />
Eine weitere Störung der Spannungsqualität durch xEV kann durch Asymmetrien beim Laden<br />
hervorgerufen werden. Im Allgemeinen wird nach DIN EN 50160 unter Spannungsasymmetrie<br />
der Zustand in einem Mehrphasensystem bezeichnet, bei dem die Effektivwerte<br />
des Grundschwingungsanteils der Spannung oder die Phasenwinkeldifferenzen zwischen<br />
aufeinander folgenden Leiterspannungen nicht alle gleich sind [DIN, 2011]. In einem System<br />
<strong>mit</strong> drei unterschiedlichen Spannungen, beispielsweise 230V, 232V und 225V, liegt eine<br />
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