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PH-HDZplus_822169_PH-Sanierungsbauteilkatalog_Zweite ... - IBO

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3.6 Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens oder neue gestalterische<br />

Akzente<br />

Die formale Lösung von Sanierungen im Allgemeinen und der thermischen Sanierung mit Passivhauskom-<br />

ponenten im Besonderen wirft immer wieder heftige Kontroversen hervor. Folgende architektonische wie<br />

auch historische Anmerkungen sind für den Umgang darum hilfreich:<br />

Architektur im zeitlichen Ablauf: Von ca. 1900–1945 herrscht die späte Gründerzeit- und Heimatschutzarchi-<br />

tektur, parallel dazu Jugendstil, Art déco und Expressionismus mit jeweils eigenen Gestaltungsprinzipien,<br />

großem Einsatz von Ornamenten und vielen Applikationen an der Fassade. Sie wurden von der Klassi-<br />

schen Moderne abgelöst – ab ca.1920 zieht die Neue Sachlichkeit ein, der Internationale Stil mit seinen<br />

schlichten weißen Kuben. Nach dem Krieg diktiert der ökonomische Druck und führt zu oftmals ambitionslo-<br />

ser Wiederaufbauarchitektur, erst in der Postmodernen Architektur ab ca. 1970 werden wieder erste deutli-<br />

che Gestaltungsabsichten erkennbar.<br />

Proportionen: Mit der Klassischen Moderne wurden die Proportionen der Gebäude neu geordnet, der einfa-<br />

che Kubus und neue Proportionsverhältnisse zwischen Körper, Fläche und Öffnungen sind das Ergebnis.<br />

Ohne Verzierungen und ornamentale Applikationen gewinnt die Ausbildung der Kanten und Fugen neue<br />

zentrale Bedeutung.<br />

Fensterebene vorne/hinten, außen bündig – Die Fenster werden entsprechend den sich verringernden<br />

Raumhöhen zunächst kleiner (1900 bis ca. 1955), mit neuen Ansprüchen und Techniken wie Verbundfenster<br />

und dem Einfachfenster vergrößern sich die Fensterflächen wieder. Ab Mitte der 1980er Jahre dominieren<br />

eindeutig Isolierglasfenster – Einfachfenster mit einer 2-Scheiben-Isolierverglasung und einem Drehkippbe-<br />

schlag, erste Kunststofffenster werden verwendet. Die neuen Fenster haben selten Sprossen und Oberlich-<br />

ten und oftmals ein liegendes Format. Im Betonbau und beim raschen Wiederaufbau ist der Verlust des Lei-<br />

bungsanschlages zu erkennen, die Lage der Fenster ist meist in der Mitte der Mauer. Erst mit den neuen<br />

Ziegelformaten und den Fenster-Anschlagsteinen wird die Lage im Mauerwerk bewusster formuliert und<br />

rückt tendenziell wieder nach außen.<br />

Die Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens als Absicht der Sanierung ist bei jedem Gebäude separat<br />

zu überprüfen. Balkonplatten, Geländer, Verzierungen und Farben sind wichtige sekundäre Gestaltgeber,<br />

welche die Hauptproportionen von Körper, Fläche und Öffnungen unterstützen. Daher ist bei einer Sanie-<br />

rung nahe am Original deren Detailgestaltung für das beabsichtigte Ergebnis wesentlich. Auch bei der Aus-<br />

wahl der Materialien sollte die ursprüngliche Absicht und Materialwahl berücksichtigt werden. Aus wirtschaft-<br />

lichen Gründen wird auf viele Detaillösungen oftmals verzichtet. Bei vielen Gebäuden der 50er- bis 70er-<br />

Jahre kann durch neue Proportionsverhältnisse und Farb- und Materialwahl eine architektonische Auffri-<br />

schung erreicht werden.<br />

194 Endbericht Haus der Zukunft plus 822 169 <strong>PH</strong> SAN PLUS

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