04.03.2013 Aufrufe

Schulprogramm - Martinschule Rietberg-Verl

Schulprogramm - Martinschule Rietberg-Verl

Schulprogramm - Martinschule Rietberg-Verl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sinn des Lebens wider. Ein zweiter bestimmender Faktor für die Auswahl lebenspraktischer<br />

Fragen ist die spezifische Situation von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen, die je<br />

nach Persönlichkeit etwa im Alter zwischen 12 und 17 Jahren die Identifikation mit dieser<br />

Schulform z.T. stark erschweren kann. Dieser zweite Faktor für die Bestimmung von Lerninhalten<br />

hat Vorrang vor den allgemein bedeutenden Fragen, denn diese werden von den Lebenserfahrungen<br />

eines Fördererschülers meist wesentlich mitbestimmt. Nach einer Umfrage<br />

einer Klasse 9 im Fach „Praktische Philosophie“ im Schuljahr 2005/06 zu dem Thema „Stehe<br />

ich zu meiner Schule oder verleugne ich sie?“ haben derzeit ca. 66% der Schüler unserer<br />

Klassen 7 bis 10 ein Problem damit, vor allem vor Gleichaltrigen ihre wahre Schulform anzugeben.<br />

Vielleicht erst- oder auch letztmalig haben die Jugendlichen der Schule in diesem Fach<br />

die Chance, besonders intensiv über ihren vergangenen und künftigen Lebensweg in einer<br />

Gemeinschaft gleich Betroffener nachzudenken. Folgende Aspekte können z.B. dabei Bedeutung<br />

erlangen:<br />

1. Wie war meine Situation, bevor ich zur <strong>Martinschule</strong> wechselte?<br />

2. Wie habe ich, wie haben meine Eltern (Geschwister, Freunde, Verwandte,..) diesen<br />

Wechsel erlebt?<br />

3. Wie ist es mir nach dem Schulwechsel ergangen?<br />

4. Wie geht es mir heute, wie erlebe ich mich, wie erleben mich andere (Familie, Umgebung,<br />

Freunde, Vereine,...) als Förderschüler?<br />

5. Wie möchte ich künftig damit umgehen, eine Förderschule besucht zu haben?<br />

6. Gibt es noch andere Förderschulen?<br />

7. Wodurch unterscheide ich mich / unterscheiden wir uns von Schülerinnen und Schülern<br />

anderer Schulformen?<br />

8. Wie lange gibt es schon Förderschulen, und warum wurden sie eingerichtet?<br />

9. Sind Förderschulen (noch) notwendig? Alle Menschen sind doch gleich!<br />

Diese möglichen 9 Aspekte der Förderschule weisen in ihrer Abfolge zugleich die drei wesentlichen<br />

Bestimmungsmomente für das Fach „Praktische Philosophie“ auf:<br />

Während die ersten 5 Aspekte eher auf die personale Ebene des einzelnen Schülers bezogen<br />

sind, sprechen die Punkte 6 und 7 stärker den gesellschaftlichen Bezug von Förderschulen an.<br />

Die letztgenannten Punkte 8 und 9 hingegen zielen eher auf die Ideengeschichte von Förderschulen<br />

ab, auf ihre Entstehungsgeschichte und ihre streitbare Legitimation.<br />

Welche Methoden sind geeignet für den Umgang mit diesen Fragekomplexen im Fach „Praktische<br />

Philosophie“? Es sind die gleichen Methoden, wie sie im Prinzip alle anderen Schulfächer<br />

auch anwenden, wie z.B. der Umgang mit Texten, mit ausgewählten Filme oder Ausschnitten<br />

daraus, Rollenspiele, Interviews, Schreibgespräche, Meditationen etc. ..., jedoch<br />

haben der Austausch von Argumenten, das zunächst bewertungsfreie Gespräch, das stetige<br />

Nachfragen, das Aufwerfen neuer Fragestellungen einen besonderen Stellenwert in diesem<br />

Fach. Hierdurch soll längerfristig ein Klima zunehmenden Selbst- und Fremdvertrauens, der<br />

genaueren Wahrnehmung, des Einfühlungsvermögens, der Toleranz und der Vernunft langsam<br />

aufgebaut werden.<br />

<strong>Schulprogramm</strong> <strong>Martinschule</strong> Seite 248

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!