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"Fussball - Bundesliga" - Buch (aus der Wikipedia ... - Tobias Vogt

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1. FC Nürnberg 297<br />

Anhänger<br />

Die Anhänger des 1. FC Nürnberg, die auch „Cluberer“ o<strong>der</strong><br />

„Glubberer“ genannt werden, [34] kennzeichnen sich selbst durch eine<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>aus</strong>geprägte Leidensfähigkeit. Diese findet im Selbsturteil<br />

„Der Glubb is a Debb!“ ihren beson<strong>der</strong>en Ausdruck, seit es dem Club<br />

als amtierenden Meister 1969 gelang, <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Bundesliga abzusteigen.<br />

Ansonsten sind die Clubfans in ihrer Geschichte durch drei<br />

Charakteristika gekennzeichnet: Massenbewegung, Gewaltbereitschaft<br />

und Kreativität. Diese drei Elemente finden sich bereits in <strong>der</strong> frühen<br />

Geschichte des 1. FC Nürnberg:<br />

1. Es war am 1. Juni 1908, als das Gastspiel <strong>der</strong> englischen<br />

Spitzenmannschaft <strong>aus</strong> Sun<strong>der</strong>land mit 3.000 Zuschauern erstmals<br />

Choreografie <strong>der</strong> Clubfans vor dem<br />

DFB-Pokalfinale 2007<br />

eine Vorahnung auf den späteren Massenansturm gab. 9.000 Zuschauer wollten 1913 den Vergleich zwischen<br />

dem Club und <strong>der</strong> SpVgg Fürth im neuen Stadion in Zerzabelshof sehen. Doch zu einem echten<br />

Massenphänomen wurde <strong>der</strong> 1. FC Nürnberg erst nach dem Ersten Weltkrieg. Einerseits entwickelte sich Fußball<br />

in dieser Zeit generell zu einem Zuschauersport, an<strong>der</strong>erseits erlebte <strong>der</strong> Club mit den fünf deutschen<br />

Meisterschaften zwischen 1920 und 1927 seine erfolgreichste Zeit. Begeisterte Empfänge für erfolgreiche Helden<br />

sind dabei kein Phänomen <strong>der</strong> Neuzeit. So erwarteten 40.000 bis 50.000 Nürnberger die Titelverteidiger von 1921<br />

bei ihrer Rückkehr am Nürnberger Hauptbahnhof. Auch auf <strong>der</strong> Strecke zur Meisterfeier blieb <strong>der</strong> Tross immer<br />

wie<strong>der</strong> in den begeisternden Massen stecken. Eugen Seybold, Her<strong>aus</strong>geber <strong>der</strong> Zeitschrift Fußball, berichtete von<br />

Menschen, die „mit einer Begeisterung, wie es kein Fürst und kein Kaiser … in Nürnberg je erlebt haben“<br />

schrien. [35]<br />

2. Nicht nur Massenbegeisterung, son<strong>der</strong>n auch Ausschreitungen beim Fußball waren bereits in den 1920ern<br />

bekannt. Beim ersten <strong>der</strong> endlosen Endspiele von 1922 in Leipzig bewarfen die Nürnberger Fans, die auf einer<br />

Nottribüne zusammengepfercht waren, vor ihnen postierte Zuschauer mit Steinen und Flaschen. Ein Nürnberger<br />

Fan schrieb zwei Jahre später noch beeindruckt: „Wie das flog, klirrte und in <strong>der</strong> Sonne glitzerte, als so einige<br />

t<strong>aus</strong>end Sodawasserflaschen auf einem Frontabschnitt von 200 Meter hoch im Bogen auf die vor<strong>der</strong>en Reihen<br />

nie<strong>der</strong>prasselten. Es war lieblich anzusehen, wie sie da im schwarzen Dreck zur Deckung gegen die feindlichen<br />

Geschosse nie<strong>der</strong>gestreckt lagen, die Damen mit den weißen Sommer-Klei<strong>der</strong>n. So was muss man gesehen haben.<br />

Da muss man dabei gewesen sein!“ [36] Bei den Derbys gegen die SpVgg Fürth gab es bei <strong>der</strong> An- und Abreise<br />

nach Fürth immer wie<strong>der</strong> gewalttätige Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen Clubfans und ihnen auflauernden<br />

Fürthern. [37]<br />

3. 1924 waren es Clubfans, die beim Endspiel in Berlin ihre zahlenmäßige Unterlegenheit durch Wimpel und<br />

Fahnen <strong>aus</strong>zugleichen versuchten. Beim Endspiel 1925 in Frankfurt verwandelten die Nürnberger das Frankfurter<br />

Waldstadion in ein schwarz-rotes Fahnenmeer. Während die Clubberer diese Tradition begründeten erlernten sie<br />

ihrerseits beim Endspiel 1927 von den Berlinern organisierte Schlachtrufe. Das „Ha-ho-he, Hertha BSC“ <strong>der</strong><br />

Berliner beantworteten die Clubfans noch im selben Spiel nach dem 2:0-Sieg mit dem ersten überlieferten Fanruf<br />

„Hi-ha-ho, Hertha ist k.o “. [37]<br />

Bis zum Beginn <strong>der</strong> Bundesligazeiten war das Verhältnis zwischen den Spielern und den Anhängern überwiegend<br />

familiär geprägt. Die meisten Spieler, aber auch die Gegner, kamen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Region. Die Fans konnten einigen<br />

Spielern auch im Alltag in <strong>der</strong>en Lotto-Toto-Annahmestellen und Schreibwarenläden begegnen. Die langjährige<br />

Zweitklassigkeit während <strong>der</strong> 1970er Jahre gilt heute als eine Ursache für die Verwurzelung des Club mit seinen 380<br />

Fanklubs und über 15.000 Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Region Franken: [38]<br />

„Während <strong>aus</strong> Fußballern Popstars wurden, das Spiel sich immer mehr zu Geschäft wandelte, entstand eine<br />

starke Verankerung des 1. FC Nürnberg in Franken, die sich bis heute in den zahlreichen Fanklubs

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