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KULTURPÄDAGOGIK UND SCHULE 1<strong>57</strong><br />

1. ZUR EINFÜHRUNG:<br />

KULTURPÄDAGOGIK IM LEGITIMATIONSDRUCK<br />

Zeiten der Krise sind immer auch Zeiten einer verstärkten Reflexion über die Notwendigkeit<br />

des eigenen Arbeitsfeldes. Was dabei als bloßer Legitimationsdiskurs beginnt, führt oft<br />

genug zu grundsätzlichen Fragen nach empirisch belegbarer Relevanz und gelegentlich sogar<br />

zu Fragen der theoretischen Grundlegung. Man hat es dann mit einem Bündel unterschiedlicher<br />

Dimensionen zu tun, die zwar alle miteinander zusammenhängen, die aber doch<br />

jeweils ihre eigene Logik haben.<br />

So haben die PISA-Studien im Bereich von Bildung und Erziehung zu einer publizistischen<br />

Konjunktur des Bildungsthemas und speziell der Schule und ihrer Leistungsfähigkeit geführt.<br />

Dies hat die Regierungen und die Politik zu Aktivitäten veranlasst, die von populistischen<br />

und eher symbolischen Debatten und Aussagen bis zu ernsthaften und einschneidenden<br />

Maßnahmen im Umgang mit der Schule reichen. Die begleitenden erziehungswissenschaftlichen<br />

Disziplinen haben verstärkt Fragen der Schulqualität und – in einer weiteren<br />

Perspektive – Bedingungen des Aufwachsens in Deutschland aufgegriffen bzw. es erfuhren<br />

immer schon stattfindende Diskurse über diese Fragen ein größeres öffentliches<br />

Interesse. Da eine Konsequenz aus den PISA-Ergebnissen – mit welcher Berechtigung auch<br />

immer – die Einführung von Modellen einer Ganztagsschule war, wurden in Theorie und<br />

Praxis weitere Erziehungsfelder wie etwa die Jugendarbeit von dieser Bildungsreformdiskussion<br />

erheblich berührt, da plötzlich grundlegende Bedingungen ihres Stattfindens in<br />

Frage gestellt wurden. Zudem wurde die Schule ein Thema in der <strong>Kultur</strong>politik, da auch<br />

von den <strong>Kultur</strong>einrichtungen ein Beitrag zur (kulturellen) Bildung erwartet bzw. neue<br />

Chancen zur Gewinnung eines jugendlichen Publikums gesehen wurden.<br />

Da es insbesondere Kinder aus Migrantenfamilien waren, die offensichtlich mit dem deutschen<br />

Schulsystem große Probleme hatten und haben, stellten sich sofort grundsätzliche<br />

gesellschaftspolitische Fragen der Art unserer Gesellschaft (multiethnisch) und der Möglichkeit<br />

zur Integration.<br />

Diese Diskussionen fanden – wie erwähnt – in den verschiedensten Kontexten und auf<br />

unterschiedlichen Ebenen statt (journalistisch, politisch, professionstheoretisch, erziehungswissenschaftlich<br />

und hierbei <strong>zum</strong>indest in Bezug auf Schule, Kindergarten und Jugendarbeit).<br />

Es ist dabei nicht immer leicht, diese Diskurse zu unterscheiden, da etwa Vertreter der<br />

Wissenschaft und Forschung zugleich als Berater der Politik bzw. als Publizisten in den<br />

Medien in Erscheinung treten. Insbesondere mutet(e) die Debatte mitunter irritierend und<br />

vielleicht sogar irrational an, da sie eine Erkenntnis der Erforschung der pädagogischen<br />

Praxis belegte: Pädagogik als Wissenschaft und Forschung, institutionalisiert in zahlreichen<br />

Hochschulinstituten, führt ebenso ein Eigenleben in relativer Autonomie wie die (letztlich<br />

als einzige) wirkungsvolle Gestaltung und Steuerung der Schule durch die Ministerialbürokratie,<br />

von der jedoch wiederum das konkrete Schulleben vor Ort zu unterscheiden ist.<br />

Insbesondere ist es überhaupt nicht selbstverständlich, dass sich die unterschiedlichen Wissens-<br />

und Erfahrungsformen – Praktikerwissen, administratives Wissen, Wissenschaftswissen<br />

– aufeinander beziehen. Dabei geht es nicht bloß um zeitliche Differenzen – etwa derart,<br />

dass es einige Zeit braucht, bis Wissenschaftswissen in der Praxis implementiert wird –,<br />

sondern es handelt sich um grundlegend verschiedene Wissensformen mit eigenen Entste-

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