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RAHMENBEDINGUNGEN KULTURELLER BILDUNG 15<br />

deutsche Einigung als auch auf das zusammenwachsende Europa wurden große Hoffnungen<br />

in die bindende Kraft von <strong>Kultur</strong> und Bildung gesetzt. Diese Hoffnungen haben sich<br />

letztlich nicht erfüllt. Die europäische Einigung wird nach wie vor von der Ökonomie und<br />

einem zusammenwachsenden Markt vorangetrieben und Ost- und Westdeutschland scheinen<br />

sich teilweise immer weiter von einander zu entfernen statt eine Einheit zu werden.<br />

Galt es Anfang der 90er Jahre noch für die Informationsgesellschaft zu werben, gehören die<br />

neuen Informations- und Kommunikationstechnologien heute <strong>zum</strong> Alltag vieler Menschen.<br />

Die Rezeptionsgewohnheiten haben sich durch die Nutzung von Computer und Internet<br />

verändert, die Konkurrenz verschiedener Angebote um die knappe Freizeit hat zugenommen,<br />

die neuen Medien ermöglichen neue ästhetische Ausdrucks- und Vermittlungsformen.<br />

In dem über mehrere Jahre angelegten Programm der Bund-Länder-Kommission für<br />

Bildungsplanung und Forschungsförderung „<strong>Kultur</strong>elle Bildung im Medienzeitalter“ (KU-<br />

BIM) wurde in verschiedenen Modellprojekten erprobt, wie die neuen Medien in kreativen<br />

Prozessen genutzt werden können (siehe hierzu Wiesand in diesem Band). Obwohl die<br />

neuen Medien von manchen noch als Kontrapunkt zur kulturellen Bildung gesehen werden<br />

und eine rückwärtsgewandte Romantik gepflegt wird, dass kulturelle Bildung junge<br />

Menschen davon abhalten möge, „am Computer zu sitzen“, besteht längst eine erprobte<br />

Praxis, wie Kinder und Jugendliche sich produktiv und kritisch mit den neuen Medien<br />

auseinandersetzen. Ganz abgesehen von der künstlerischen Praxis. Hier haben sich die neuen<br />

Medien, wie die letzte Documenta gezeigt hat, längst als Werkzeug etabliert: <strong>Kultur</strong>elle<br />

Medienbildung ist daher integraler Bestandteil kultureller Bildung.<br />

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts nimmt das Primat der Ökonomie zu und auch <strong>Kultur</strong> und<br />

Bildung werden unter einem ökonomischen Blickwinkel betrachtet. Internationale Handelsabkommen<br />

wie das GATS-Abkommen, internationale Wirtschaftsorganisationen wie<br />

die OECD, europäische Richtlinien wie die geplante EU-Dienstleistungsrichtlinie setzen<br />

in zunehmendem Maße die Rahmenbedingungen für kulturelle Bildung.<br />

Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat hat im Jahr 2004 in seiner umfassenden Stellungnahme „<strong>Kultur</strong><br />

als Daseinsvorsorge“ (siehe Teil D) aufgezeigt, dass Kunst und <strong>Kultur</strong> eines besonderen<br />

Schutzes bedürfen. Kunst, <strong>Kultur</strong>, eine vielfältige Medienlandschaft und kulturelle Bildung<br />

sind unverzichtbar für die Gesellschaft. Sie dürfen nicht allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

betrachtet werden. Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat tritt daher dafür ein, Kunst und<br />

<strong>Kultur</strong> als „Dienstleistung von allgemeinem Interesse“ im Sinne der Europäischen Union<br />

zu betrachten und sie damit zur Daseinsvorsorge zu rechnen. Dabei beschreibt der Deutsche<br />

<strong>Kultur</strong>rat Daseinsvorsorge wie folgt:<br />

<strong>Kultur</strong> als Daseinsvorsorge (Stellungnahme Deutscher <strong>Kultur</strong>rat)<br />

Daseinsvorsorge im Bereich der <strong>Kultur</strong> meint ein flächendeckendes <strong>Kultur</strong>angebot in den<br />

verschiedenen künstlerischen Sparten, das zu erschwinglichen Preisen, mit niedrigen Zugangsschwellen<br />

breiten Teilen der Bevölkerung kontinuierlich und verlässlich zur Verfügung<br />

steht. Neben der quantitativen Sicherung von kulturellen Angeboten ist deren Qualität ein<br />

wesentliches Charakteristikum. Daraus folgt, dass öffentlich finanzierte <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

nicht nur den Mainstream bedienen dürfen, sondern ihnen auf Grund ihres Status die<br />

Aufgabe zukommt, auch die nicht eingängigen Kunstformen zu präsentieren. Dazu gehö-

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