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TAGUNG KULTURELLE BILDUNG 293<br />

Und genau das macht die kulturelle Jugendbildung aus: Hier geht es darum, Aufgaben zu<br />

stellen, herauszufordern und gleichzeitig die Freiheit zu garantieren, dass jeder für sich<br />

entscheiden kann, ob und wie er diese Herausforderung annehmen und wie er ihr gerecht<br />

werden will. In der Schule lernen die Kinder, weil sie sollen. In der kulturellen Jugendbildung<br />

lernen sie, weil sie wollen. Die hiermit verbundenen Stränge zu Selbstbildung, eigenverantwortlichem<br />

und selbstgesteuertem Lernen liegen auf der Hand. Ein seinem Begriff<br />

wirklich angemessenes Bildungsverständnis kann nicht verordnet oder anbefohlen werden,<br />

es kann auch nicht auf vorab dekretierten Tüchtigkeitserwartungen ruhen, von denen man<br />

nicht weiß, ob und wie lange sie gelten. Es kann nur auf Offenheit basieren, sofern man mit<br />

Bildung das Vermögen bezeichnet, sich in einer kompliziert und unübersichtlich gewordenen<br />

Welt zurecht zu finden, für die es keine fest stehenden Antworten mehr gibt.<br />

3. Präzisierung des Bildungsauftrages<br />

Auf die Frage „Was <strong>bildet</strong> den Menschen?“ antwortet der bekannte Hartmut von Hentig<br />

zwar kurz und bündig: „Alles.“ 7 Deswegen ist aber noch nicht alles, was in der kulturellen<br />

Jugendarbeit bzw. geschieht automatisch schon Bildung. Spätestes hier ist es eben doch<br />

kein entbehrlicher Luxus zu klären, wie die Begriffe zusammenhängen, die mit Bildung<br />

leicht verwechselt werden, z. B. Kompetenzen, Erziehung, Sozialisation, Schlüsselqualifikationen.<br />

Weil Bildung als Subjektbildung inhaltlich kaum zu fixieren und auf vorab als wünschenswert<br />

eingestufte Ziele zu reduzieren ist, können allenfalls Rahmenbedingungen und<br />

-kriterien für gelingende Bildungschancen angegeben werden. In diesem Sinne beruht der<br />

Bildungsbegriff der kulturellen Jugendbildung auf sieben konzeptionellen Basiskriterien:<br />

1. Freiwilligkeit<br />

2. Spaß/ Interesse/ Motivation<br />

3. Anstrengung<br />

4. „Arbeit an der Differenz“<br />

5. Pädagogischer Bezug<br />

6. Experiment<br />

7. Reflexion<br />

Diese Leitmaximen können auch als Prüfkriterien eingesetzt werden, um zu entscheiden,<br />

ob es sich bei bestimmten (Lern-)Effekten um Bildung oder um Anders handelt. Je mehr<br />

von diesen Kriterien – so die These – erfüllt sind, desto eher kann man meines Erachtens<br />

von Bildung sprechen. Ich will dies an drei Kriterien exemplarisch erläutern:<br />

· Spaß/ Interesse/ Motivation: Bildung darf nicht nur Spaß machen, sie muss es sogar. Warum<br />

sonst sollten Kinder und Jugendlichen an Angeboten der kulturellen Kinder- und<br />

Jugendbildung teilnehmen? Bestimmt nicht, weil sie sich „bilden“ wollen. Nur ist hier ein<br />

Spaß gemeint, der buchstäblich vor der so genannten „Spaßgesellschaft“ zu retten wäre.<br />

Denn er meint hier nicht schrille Grenzüberschreitung sondern auch und vielmehr: Hingabe,<br />

Vertiefen, Versenken in einen Gegenstand, höchste Konzentration, Eigenverantwortlichkeit,<br />

Interesse und Herausforderung in der Realisierung selbst gewählter Aufgaben<br />

und hohe Identifikation mit dem eigenen Tun, welches insofern eher einem Verständ-<br />

7<br />

Hentig, H. v. (1996): Bildung. Ein Essay. München, S. 15.

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