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350 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Emotion, <strong>Kultur</strong> und Natur, Schule und Jugendarbeit. Trotzdem ist das Denken in den Schubladen<br />

der Fachdisziplinen verbreitet, eben weil die Realität nach wie vor in solchen Schubladen<br />

organisiert ist. Empirische Beschreibungen einer segmentierten Realität kollidieren daher immer<br />

wieder mit integrativen Vorstellungen auf der Ebene von Theorie oder Vision.<br />

Ein wichtiger Teil dieser Fachtagung über kulturelle Bildung war der Vortrag des Leiters der<br />

Sternwarte, Professor Hermann, über die kulturelle Bedeutung von Astronomie, also einer<br />

Naturwissenschaft. Hochinteressant war es zu hören, dass es auch innerhalb des von uns oft<br />

beneideten PISA-Faches Naturwissenschaft größte Legitimationsprobleme gibt. Dies ist<br />

insofern wichtig für uns, weil es eben nicht bloß die weltweite Ökonomisierungstendenz<br />

ist, die uns dazu zwingt, ständig neue Begründungen für kulturelle Bildung ausdenken zu<br />

müssen, sondern es ist auch der Konkurrenzkampf im Rahmen eines Lehrplanes, der eben<br />

auch nur von einer begrenzten Stunden Anzahl ausgehen kann, die Kinder und Jugendliche<br />

in der Schule verbringen. Und dieser Konkurrenzkampf besteht durchaus auch zwischen<br />

den künstlerischen Fächern.<br />

Eine letzte Beobachtung betrifft die Feststellung, dass gerade von Vertretern der Schule ein<br />

großes Maß an theoretischer und empirischer Anstrengung von der kulturellen Bildungsarbeit<br />

eingefordert wurde, etwa im Hinblick auf eine Persönlichkeitstheorie, in der unwiderlegbar<br />

die Relevanz kultureller Bildung nachgewiesen wird. Unabhängig von der Tatsache,<br />

dass man eine solche Forderung eigentlich nur dann aufstellen kann, wenn man die enormen<br />

Anstrengungen etwa in der Musikpädagogik oder in der Kunsterziehung in dieser<br />

Hinsicht nicht zur Kenntnis nimmt, wurde in dem selben Vortrag zugleich signalisiert, dass<br />

selbst eine größte Anstrengung möglicherweise erfolglos sein wird: Es gelingt offenbar anderen<br />

Schulfächern besser, den Nützlichkeitskriterien zu genügen, denen Schule bzw. die<br />

Schulpolitik in der heutigen Gesellschaft genügen muss. Schule hat eine gesellschaftliche<br />

Aufgabe, und jede Gesellschaft hat die Schule, die sie verdient. Eine Schlussfolgerung daraus<br />

besteht für mich darin, dass wir keine <strong>Kultur</strong>- und Bildungspolitik betreiben können, wenn<br />

wir uns nicht gleichzeitig in die Gesellschaftspolitik einmischen.<br />

3. Einige Perspektiven und Konsequenzen<br />

Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat muss aufgrund der Zusammensetzung seiner Mitglieder ein weites<br />

Konzept von kultureller Bildung vertreten. Dies bedeutet im Hinblick auf die Zielgruppen,<br />

dass sich das Spektrum von der Frühförderung – wobei mit guten Gründen auf einen Bildungsbeginn<br />

neun Monate vor der Geburt hingewiesen wurde – bis zur Seniorenkulturarbeit<br />

erstreckt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung im Sinne des Deutschen <strong>Kultur</strong>rates muss die Vielzahl<br />

unterschiedlicher Bildungsorte respektieren: Es geht um Bildungs-, <strong>Kultur</strong>- und Jugendeinrichtungen,<br />

es geht um Volkshochschulen und Altentagesstätten, es geht um institutionalisierte<br />

und offene Formen von <strong>Kultur</strong>arbeit, es geht um die klassischen Künste, aber<br />

auch um neue Medien und neue kulturelle Praxisformen. Im Hinblick auf die Akteure geht<br />

es um Künstlerinnen und Künstler, um <strong>Kultur</strong>pädagoginnen und -pädagogen und um all<br />

die anderen Berufe in der <strong>Kultur</strong>vermittlung. <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist weder als Begriff noch<br />

als Handlungsfeld statisch. Ein zeitgemäßes Konzept kultureller Bildung muss die sich verändernden<br />

Bedingungen des Aufwachsens und des Älterwerdens, muss die Veränderungen<br />

in Arbeit, Beruf und Freizeit respektieren, muss den sozialen, kulturellen und ökonomischen<br />

Wandel als Rahmenbedingungen für die individuelle Beschäftigung mit Kunst und

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