04.11.2013 Aufrufe

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TAGUNG KULTURELLE BILDUNG 345<br />

wissenschaftlicher Bildungseinrichtungen in die Gesellschaft hinein. Kurz gesagt bewirkt<br />

sie Negatives: das Bestehen dieser Kluft sorgt wie ein sich selbst regulierendes System unablässig<br />

für ihre Vertiefung! Obwohl z.B. die deutschen Planetarien Jahr für Jahr mehr als<br />

zwei Millionen Besucher anziehen, werden sie von der <strong>Kultur</strong>politik praktisch nicht wahrgenommen.<br />

Rein äußerlich hat diese einseitige Sicht auf die geisteswissenschaftlichen und<br />

künstlerischen Anstrengungen z.B. zur Folge, dass hier in Berlin der sicher verdiente Theaterleiter<br />

Claus Peymann Monat für Monat in der Presse mit seinen Besucherzahlen brilliert,<br />

dergleichen Meldungen, die wir an die Presse geben, hingegen gar nicht veröffentlicht werden,<br />

obschon die Zahlen in der gleichen Größenordnung liegen und mit bedeutend geringeren<br />

Steuermitteln erreicht werden. Eine solche scheinbar läppische Nebensächlichkeit ist aber<br />

mit Rückwirkungen verbunden: Meldungen über hohe Besucherzahlen haben nämlich einen<br />

nicht unbeträchtlichen Werbeeffekt, den man uns versagt. Damit zugleich befestigt man (sicher<br />

unwissentlich) den status quo dieses beklagenswerten Bruches. Dabei leisten gerade Planetarien<br />

einen höchst wertvollen Beitrag dazu, die besondere Situation der Menschheit in<br />

unserer heutigen Zeit zu verstehen – nicht nur rational, sondern auch gefühlsmäßig. Oft hat<br />

man ja erst dann richtig verstanden, wenn auch die Emotionen beteiligt sind.<br />

Wir leben auf einem einsam in den Öden des Universums dahin treibenden kleinen Stern<br />

mit endlichen Ressourcen für nur endlich viele Menschen, unentrinnbar gefangen in dem<br />

Bedingungsgeflecht kosmischer Gesetze und Strukturen. Wollen wir wirklich darauf verzichten,<br />

diese Einsicht auch emotional zu einer dauerhaft präsenten Erkenntnis in den<br />

Köpfen der Menschen zu machen?<br />

Planetarien sind kulturelle Institutionen, die heute übrigens fast überall, unterstützt durch<br />

die emotionale Wirkung von Literatur und Musik, daran mitwirken, eine wahrhaft umfassende<br />

Weltsicht zu verbreiten. Wir verbinden damit die Hoffnung, dass der geistig solcherart<br />

ausgestattete Mensch auch besser in der Lage ist, seine ganz individuelle Mitverantwortung<br />

für die Zukunft zu übernehmen.<br />

Was ist zu tun?<br />

Ich möchte nicht als Erstes nach der Politik rufen. Es gibt nämlich hoffnungsvolle Anzeichen,<br />

wie durch zivilgesellschaftliches Engagement Impulse zur Überwindung dieses Zustandes<br />

ausgelöst werden können. Als ein beeindruckendes Beispiel erwähne ich das bemerkenswerte<br />

„Humboldt-Projekt“ von Hans Magnus Enzensberger und Franz Greno.<br />

Enzensberger hat es unternommen, Humboldts grandioses Werk „Kosmos“ und weitere,<br />

z.T. bisher in deutscher Sprache unveröffentlichte Schriften in einer vorzüglichen Edition<br />

auf den Markt zu bringen und dieses Unterfangen ausdrücklich dem Ziel gewidmet, ein<br />

großes Vorbild wieder auferstehen zu lassen, ein Vorbild, an dem man „Maß nehmen“<br />

kann. Sich mit Humboldt zu beschäftigen, sei ansteckend und es könne etwas von seiner<br />

Energie und seiner Haltung herüberkommen, meint Enzensberger. Das Projekt ist auf Langzeitwirkung<br />

angelegt und von einer glänzend inszenierten PR-Kampagne begleitet worden,<br />

die letztlich sogar den Bundespräsidenten dazu brachte, sich über Humboldt zu äußern.<br />

Die Finanzierung erfolgte ausschließlich privat.<br />

Ein anderes Beispiel ist die im September 2004 in Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

erstmals durchgeführte „Lange Nacht der Sterne“, eine Initiative der Zeitschrift „Stern“, an<br />

der sich 165 Sternwarten, Planetarien und andere Institutionen beteiligten. Dank der enormen<br />

Werbekraft eines massenhaft gelesenen Printmediums strömten an diesem 18. Sep-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!