04.11.2013 Aufrufe

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TAGUNG KULTURELLE BILDUNG 323<br />

Baukultur als künstlerische Sparte<br />

Finnland ist nicht nur ein Vorbild für gute Lernergebnisse und gute Schularchitektur. Finnland<br />

ist auch eines der ersten Länder in Europa gewesen, die Baukultur auf die politische<br />

Agenda gesetzt haben. Eine „gute gebaute Umwelt“ ist als Staatsziel in der finnischen Verfassung<br />

verankert und drei von 24 Beschlüssen des nationalen Architekturprogramms aus<br />

dem Jahr 1998 sind der Bildung gewidmet. Zielgruppen sind Schüler genauso wie Erwachsene,<br />

insbesondere kommunale Entscheidungsträger.<br />

Dank der im Herbst 2000 von der Bundesregierung gestarteten Initiative Architektur und<br />

Baukultur ist Baukultur inzwischen auch hierzulande in vieler Munde. Gemessen an etablierten<br />

künstlerischen Sparten wie Musik oder Literatur führt Baukultur in der Diskussion<br />

um die kulturelle Bildung dennoch eine Randexistenz. Woran liegt das, galt Architektur in<br />

der Antike doch als „Mutter der Künste“? Die Antwort ist einfach: Baukultur ist keine reine<br />

Kunst, sie bewegt sich immer in einem Spannungsfeld von Schönheit und Zweck. Ein<br />

Architekt muss daran denken, Toiletten einzubauen. Ein Künstler nicht. Deshalb war vielen<br />

Trägern kultureller Bildung Baukultur bis vor Kurzem zu profan.<br />

Erst mit der Erweiterung des <strong>Kultur</strong>begriffs sind die Disziplinen der Baukultur, ob nun<br />

Hochbauarchitektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung, Ingenieurbaukunst<br />

oder Denkmalschutz, ins Zentrum des kulturellen Bewusstseins zurückgekehrt.<br />

Der Doppelcharakter, der die Baukultur ausmacht, mag im Run um öffentliche Wertschätzung<br />

und öffentliche Gelder lange Zeit ein Nachteil gewesen sein, er wird jedoch <strong>zum</strong><br />

Vorteil, wo eine Bildungskonzeption ernsthaft auf Grenzgänge setzt.<br />

Praxisbeispiele<br />

Die Beliebtheit der Angebote, die von den Architektenkammern der Länder, der Deutschen<br />

Stiftung Denkmalschutz und den Ingenieurkammern der Länder ausgehen, spricht<br />

jedenfalls für sich.<br />

Die Länderarchitektenkammern haben ihre Aktivitäten in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

ausgebaut. Ein Schwerpunkt sind Schulprojekte, wie sie die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen<br />

seit 1991 regelmäßig im Rahmen von KidS (Kammer in der Schule) durchführt.<br />

Im Mittelpunkt steht jeweils ein bauliches Problem, das Lehrer, Schüler, Eltern und<br />

örtliche Architekten gemeinsam lösen. An der St. Martin Gemeinschafts-Hauptschule in<br />

Goch war das ein trostloser Pausenhof, eine riesige Asphaltfläche, fast ganz ohne Grün oder<br />

Sitzmöglichkeiten.<br />

Bei einem Workshop im Architekturbüro Hülsmann & Thieme entwickelten 14 Schüler in<br />

vier Arbeitsgruppen Modelle, die veranschaulichten, wie sie sich ein Freiluftklassenzimmer<br />

auf dem Schulhof vorstellten. Die Modelle sahen sehr unterschiedlich aus, ließen aber gemeinsame<br />

Wünsche erkennen, etwa räumlich getrennte Bereiche für jüngere und ältere<br />

Schüler. Der Architekt entwickelte aus den vier Vorschlägen einen Entwurf, dessen konkrete<br />

Umsetzung in den Händen einer Schülerfirma lag, die zunächst einmal Sponsoren finden<br />

musste. Im Ergebnis entstand unter anderem ein Holzpavillon mit begrüntem Dach.<br />

Das Projekt „Von drinnen nach draußen“ sensibilisierte die Schüler, die ihr schulisches<br />

Umfeld verschönerten, für die gebaute Umwelt insgesamt. Die Schüler erlebten außerdem,<br />

dass sie ihre Situation aktiv ändern können. Und sie machten die Erfahrung, dass für eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!