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204 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Abb. 21: Schulen im Widerspruch – Widersprüche (in) der Schule<br />

Fachkompetenzen vs. Schlüsselkompetenzen<br />

individuelle Bedürfnisse vs. gesetzliche Anforderungen<br />

Gegenwart vs. Zukunft vs. Vergangenheit (Kanon)<br />

Schule vs. Elternhaus bei kultureller Differenz<br />

Selbststeuerung vs. Vorgaben<br />

individuelle Spontaneität vs. systematische Organisation<br />

Lebensnähe/Anwendbarkeit vs. Abstraktheit<br />

Instruktion vs. Moderation<br />

humane Schule vs. gewaltförmiger Alltag<br />

Freiwilligkeit vs. Pflicht<br />

Leben vs. Schule<br />

informelles Lernen in der Schule (heimlicher Lehrplan) vs. Lehrplan<br />

Pädagogik vs. Administration/Staatlichkeit/Hoheitlichkeit<br />

fester Lehrplan vs. dynamische Wissensentwicklung<br />

der Konflikt der Ebenen: Mikro/Meso/Makro<br />

organisierte Unverantwortlichkeit<br />

Staatlichkeit vs. Gesellschaftlichkeit<br />

Bewertungsverpflichtung vs. Selbststeuerung des Lernens<br />

Lehrertum: hilflose Autonomie<br />

Lernen in der Schule: systematisch, langfristig, kumulativ<br />

Motivation trotz fremdgesetzter Inhalte: durch Erleben von Kompetenzzuwachs<br />

Die oben vorgestellte Skizze allgemeiner Schulprinzipien nach Baumert könnte insbesondere<br />

reformpädagogisch orientierte LeserInnen <strong>zum</strong> Widerspruch reizen. In der Tat gibt es einen<br />

breiten kritischen Diskurs zur Schule auch in der außerschulischen Pädagogik, der sich<br />

stark reformpädagogisch orientiert. Die Rede ist von Ganzheitlichkeit, Lebensweltorientierung,<br />

einer Arbeit vom Kinde aus, von Kreativität. Man muss nun nicht in das Lamento<br />

über eine Kuschel- oder Spaßpädagogik verfallen und von „Neuen Mythen in der Pädagogik“<br />

(Felten 1999) sprechen, um skeptisch gegenüber allzu vollmundigen pädagogischen<br />

Leitformeln zu sein. Jürgen Oelkers hat in seiner „kritischen Dogmengeschichte“ (so der<br />

Untertitel) eine Analyse der Reformpädagogik vorgenommen (und zahlreiche Werke, die<br />

diesem Kontext zugerechnet werden wie etwa Werke von John Dewey, neu herausgegeben).<br />

Man muss (selbst-)kritisch feststellen, dass die reformpädagogisch orientierte Sprache wenig<br />

realitäts- oder gar empiriebezogen ist, stark appellativ und auf Überzeugung angelegt<br />

ist, von einer kindzentrierten Ideologie und oft genug latent gesellschaftsfeindlich eingestellt<br />

ist. In der Geschichte haben Teile der Reformpädagogik – etwa in der Weimarer Zeit<br />

– aufgrund ihrer Antirationalität und Gemeinschaftsbezogenheit durchaus den Boden bereitet<br />

für den Nationalsozialismus.<br />

All dies bedeutet jedoch nicht, Schulreform nicht als notwendige Aufgabe zu sehen. Es gibt<br />

unzählige Arbeitshilfen und Analysen, die sich mit dieser Frage befassen.<br />

Reformen brauchen eine zuverlässige Datenbasis. PISA hat gezeigt, wie wenig wir über<br />

Schule wissen. Oelkers (2003, S. 61) stellt daher die folgenden Fragen: Wie viele Erwachsene<br />

beherrschen Musikinstrumente – und wo haben sie dies gelernt? Wie hoch ist die

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