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KULTURPÄDAGOGIK UND SCHULE 187<br />

Heute sind solche Ansätze nicht nur nicht veraltet, sondern erhalten im Zuge der Globalisierung,<br />

vor allem der ökonomischen Globalisierung und dem Trend zur Ökonomisierung<br />

aller Gesellschaftsbereiche eine erneute Aktualität: Der Kampf gegen die Dominanz des<br />

bloßen Tauschwertes, der absieht vom Gebrauchswert, von einer inhaltlichen Bestimmung<br />

von Lebensqualität und gegen den daher eine kulturelle Bewertung einer derart tauschwertorientierten<br />

totalen Ökonomie in Anschlag gebracht werden muss: Gerade hier zeigt<br />

sich erneut eine Relevanz des <strong>Kultur</strong>ellen und speziell der Künste, die sich entschieden<br />

immer schon für den Widerstreit von Werten und wertbezogenem Welt- und Selbstverhalten<br />

interessiert haben.<br />

4. ZUR PÄDAGOGIK DER MODERNE<br />

Die Entdeckung – manche sprechen von der Erfindung – des Individuums in der Renaissance<br />

(Fuchs 2001) machte dieses zugleich zu dem entscheidenden Hebel und Motor für<br />

alle Veränderungen, die mit der Entstehung der Moderne verbunden waren. Damit geriet<br />

die „Arbeit am Subjekt“, die Frage nach der für die entstehende gesellschaftliche Ordnung<br />

notwendigen mentalen Binnenausstattung des Subjekts, in den Mittelpunkt der Überlegungen<br />

und der praktischen Anstrengungen. Dies galt insbesondere für die Entstehung des<br />

industriellen Kapitalismus. Aber keineswegs ließen sich die Menschen bereitwillig darauf<br />

ein, ihre bisherige, überwiegend landwirtschaftlich geprägte Lebensweise einfach aufzugeben.<br />

Zusätzlich zu dem äußeren Druck, der durch die Zerstörung der bisherigen Lebensgrundlagen<br />

entstand, hat man daher mancherlei Erziehungsmaßnahmen eingeführt, wobei<br />

es insbesondere um die „Tugenden“ des Industriearbeiters ging: Pünktlichkeit und insgesamt<br />

ein spezifischer Umgang mit Zeit, Disziplin, aber auch (später) ein bestimmtes Interesse am<br />

Konsum.<br />

Insbesondere fokussierten sich im Subjekt alle Widersprüche der entstehenden Moderne,<br />

so dass eine spezifische Form des Umgangs mit Ambivalenz und Widerspruch zu den Grundkompetenzen<br />

des neuzeitlichen Menschen gehörte. Es ist dabei interessant der Frage nachzugehen,<br />

welche Einflüsse primär die bewusste Formung des Menschen und eine Einführung<br />

und Institutionalisierung entsprechender Erziehungs- und Bildungseinrichtungen<br />

bewirkt hat. Obwohl das oben vorgestellte strukturell-funktionale Schema, das vier Subsysteme<br />

der Gesellschaft unterscheidet, für die Theoretisierung einer entwickelten modernen<br />

Gesellschaft, von der natürlich in den ersten Jahrhunderten der Moderne noch nicht die<br />

Rede sein kann, gedacht war, will ich es zur groben Charakterisierung möglicher Einflüsse<br />

verwenden (Abb. 13).<br />

Interessant ist vor diesem Hintergrund ein Blick in die ambitionierteste Darstellung des<br />

deutschen Bildungswesens im historischen Ablauf, dem sechsbändigen Handbuch der deutschen<br />

Bildungsgeschichte (hg. von Chr. Berg u.a.). Die Gliederungen der verschiedenen<br />

Bände (die ebenso wie der vorliegende Text bei ihrer historischen Darstellung mit der Renaissance,<br />

also dem 15. Jahrhundert, beginnen) sind gleich aufgebaut: Darstellungen der<br />

geistigen Situation, des Alltags und der Lebenswelten zusammen mit politischen und ökonomischen<br />

Entwicklungen und Ereignissen, die Medien und die Bedingungen des Aufwachsens<br />

bilden den Hintergrund für die Darstellung des (sich ausdifferenzierenden Bildungssystems<br />

(Schule, Hochschule, Berufliche Bildung, Fürsorge und Sozialpädagogik),

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