04.11.2013 Aufrufe

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

224 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Schulgebäude an, so scheint sich die Tradition eines höchst ambivalenten Verhältnisses des<br />

Staates zu „seiner“ Schule <strong>zum</strong>indest in Deutschland durchaus gehalten zu haben.<br />

Abb. 27 Große Didaktik (Comenius)<br />

DIE VOLLSTÄNDIGE KUNST, ALLE MENSCHEN ALLES ZU LEHREN<br />

oder<br />

Sichere und vorzügliche Art und Weise, in allen Gemeinden, Städten und Dörfern eines<br />

jeden christlichen Landes Schulen zu errichten, in denen die gesamte Jugend beiderlei<br />

Geschlechts ohne jede Ausnahme<br />

RASCH, ANGENEHM UND GRÜNDLICH<br />

in den Wissenschaften ge<strong>bildet</strong>, zu guten Sitten geführt, mit Frömmigkeit erfüllt und auf<br />

diese Weise in den Jugendjahren zu allem, was für dieses und das künftige Leben nötig<br />

ist, angeleitet werden kann;<br />

worin von allem, wozu wir raten<br />

die GRUNDLAGE in der Natur der Sache selbst gezeigt,<br />

die WAHRHEIT durch Vergleichsbeispiele aus den mechanischen Künsten dargetan<br />

die REIHENFOLGE nach Jahren, Monaten, Tagen und Stunden festgelegt und schließlich<br />

der WEG gewiesen wird, auf dem sich alles leicht und mit Sicherheit erreichen läßt.<br />

ERSTES UND LETZTES ZIEL UNSERER DIDAKTIK SOLL ES SEIN,<br />

die Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu<br />

lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen; in den Schulen weniger Lärm, Überdruß<br />

und unnütze Mühe herrsche, dafür mehr Freiheit, Vergnügen und wahrhafter Fortschritt;<br />

in der Christenheit weniger Finsternis, Verwirrung und Streit, dafür mehr Licht,<br />

Ordnung, Friede und Ruhe.<br />

Die Geschichte der Schule ist also zugleich eine Geschichte der Schulkritik und der Schulreform<br />

– und dies betrifft alle Facetten von Schule: Natürlich den Lehrplan, aber auch die<br />

inneren Schulabläufe (Stundentafeln, zeitliche Organisation, Unterricht und seine Methoden),<br />

die Größe und Ausstattung des Gebäudes, die Lehrerausbildung und die Art der<br />

Steuerung und Aufsicht. Wer sich die Geschichte der Schule und ihrer Pädagogik ansieht,<br />

wird zu der Einsicht gelangen, dass auch in Deutschland alle Erkenntnisse für eine bessere<br />

Schule vorliegen und in einzelnen Reformschulen auch praktisch erprobt wurden, die sonst<br />

in einem neidvollen Blick auf skandinavische Schulen zu finden sind (vgl. Kemper 2001). So<br />

gibt es nicht nur eine Kritik an der Buch-, Stoff- und Lernschule, sondern zahlreiche praktische<br />

Schulversuche: Lottig in Hamburg, Lietz mit seinen Landerziehungsheimen, Wyneken<br />

und seine „Freie Schulgemeinde“, die Jena-Plan-Schulen von Peter Petersen oder die Konzeption<br />

von Arbeitsschulen bei Kerschensteiner. In den USA war bis <strong>zum</strong> Sputnikschock im<br />

Jahre 19<strong>57</strong> die Projektmethode von Dewey/Kilpatrick im Primarschulbereich die obligatorische<br />

Arbeitsform. Und als Teil des Regelschulsystems sind Waldorf- oder Montessorischulen<br />

heute keine Seltenheit. Es scheint auch eine große Einigkeit darüber zu geben, wohin eine<br />

Reform der bestehenden Schule gehen müsste. Ich will dies am Beispiel der in dem neuen<br />

Film von R. Kahl (Treibhäuser der Zukunft) präsentierten Schulen auflisten (Abb. 28).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!