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KULTURPÄDAGOGIK UND SCHULE 221<br />

Von daher ist es verständlich, dass es an Untersuchungen zur Identität, insbesondere <strong>zum</strong><br />

Wandel von Identitäten keinen Mangel gibt. Im Hinblick auf die Pädagogik ist diese Frage<br />

in der Tat hochrelevant, da diese als „Arbeit am Subjekt“ charakterisiert werden kann. Ich<br />

will dies hier nur kurz andeuten (vgl. Fuchs 2001, aber auch Fuchs 1998, Kap. 9: Subjektivität<br />

heute). Hochrelevant scheinen mir – gerade vor dem Hintergrund postmoderner<br />

Thesen vom „Tode des Subjekts“ – solche Ansätze zu sein, die die sich verändernden gesellschaftlichen<br />

Anforderungen an das Subjekt in einer neuen Theorie der Identitätskonstruktion<br />

und Identitätsarbeit (Keupp 1999) berücksichtigen. Diese Ansätze sind passfähig zu<br />

den oben vorgestellten Konzepten einer in jeglicher Hinsicht flexibilisierten Gesellschaft<br />

(Galuske 2002).<br />

In Hinblick auf die zukünftige Gesellschaft des Postfordismus (siehe zu dieser Begrifflichkeit<br />

meinen Text „Kunst, <strong>Kultur</strong>, Ökonomie und Gesellschaft – Neue Ansätze“, 2003) sieht<br />

Galuske eher pessimistisch in die Zukunft: vieles spräche für ein negatives Trendszenario<br />

einer sozial gespaltenen und zerklüfteten Gesellschaft mit ausgeprägten sozialen Verwerfungen<br />

(ebd., S. 175). Insbesondere ließen sich fünf Merkmale des zukünftigen „umgebauten“<br />

Sozialstaates feststellen:<br />

„Befreiung der Märkte“: Deregulierung,<br />

Ökonomisierung der öffentlichen Verwaltung,<br />

Privatisierung, d. h. Verlagerung von sozialen Leistungen in die Eigenverantwortung,<br />

Verpflichtung des Einzelnen zur Entäußerung von Kraft, Zeit und Qualifikation auch zu<br />

schlechteren Bedingungen: Kommodifizierung,<br />

Verknüpfung von sozialer Hilfe mit individuellen Leistungen: Paternalisierung.<br />

„Flexibilität“ ist der Leitbegriff auch für den neuen postfordistischen Habitus (hierauf muss<br />

man angesichts des Bestsellers von Sennett 1998, aber auch angesichts eigener Erfahrungen<br />

nicht gesondert eingehen).<br />

Interessant ist jedoch vor dem Hintergrund der notwendigen Veränderungen des Habitus<br />

die Frage, wie diese Veränderungen geschehen. Zum einen kann man solche Veränderungsprozesse<br />

anhand der Entstehung und Durchsetzung des Kapitalismus studieren. Zum anderen<br />

war die reale Macht des Faktischen der Durchsetzung des Kapitalismus zugleich ein<br />

überaus erfolgreiches psychologisches Umschulungsprogramm: Die bisherigen Bauern hatten<br />

schlicht und einfach keine Existenzgrundlage mehr und mussten in die Fabriken gehen,<br />

ob sie dies „motiviert“ taten oder nicht. Und die Fabrikarbeit hat durch ihre eigene „Sach“-<br />

Logik dann schon dafür gesorgt, dass der entsprechende Habitus entstand. Flankiert wurde<br />

dieser Prozess aber bereits im 19. Jahrhundert durch die „ideologischen Mächte“, durch<br />

entsprechende Publikationen, die Kirche und natürlich durch die Schule, so dass Zeitgenossen<br />

davon sprachen, dass erst die zweite, entsprechend geformte Generation von Industriearbeitern<br />

vollständig den Erwartungen der Wirtschaft entsprechen würde.<br />

Heute steht für eine entsprechende Ablösung und Veränderung des arbeitsgesellschaftlichen<br />

fordistischen Habitus ein immenser Medienapparat bereit, der die „Veralterung von<br />

Lebensweisen“ (so der Untertitel von Barfuss 2002) mentalitätsmäßig abstützt.<br />

Einige Beschreibungen zu dem persönlichkeitstheoretischen Erfolgsmodell des Neoliberalismus,<br />

so wie es sowohl in Realbiographien vorkommt, wie es aber auch medial – vor allem<br />

in Werbespots – vorgelebt wird: „Die erfolgreichen Manager der neuen informationsgesteuerten<br />

Produktionsweise sind offenbar Singles…, die in der Lage sein müssen, ihren<br />

Geist, ihren Körper, ihren Charakter und also auch ihren Sex so zu kontrollieren und zu<br />

managen, dass der aufs äußerste konzentrierten Verausgabung ihrer Arbeitskraft, welche

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