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TAGUNG KULTURELLE BILDUNG 291<br />

Zeitpunkt weitgehend „verschlafen“ – obwohl sie durchaus vergleichbare historische und<br />

theoretische Wurzeln aufzuweisen hätte. 3<br />

Nun wäre es allerdings zu leicht, wenn die kulturelle Kinder- und Jugendarbeit die aktuellen<br />

Anforderungen nach Bildung mit dem Hinweis darauf quittierte, dass dieses ja nun<br />

weiß Gott nichts Neues sei und im übrigen so weiter machte wie bisher. Wenn sich die<br />

kulturelle Kinder- und Jugendarbeit als „offen-vielfältiges System von sinnlichen Erfahrungsorten,<br />

Bildungsinhalten und Beziehungsformen, im Umgang mit symbolischen und<br />

experimentellen expressiven Formen der Weltaneignung“ 4 behaupten will, dann steht auch<br />

sie vor der Aufgabe, ihr Tun zu reflektieren, aktualisieren, dokumentieren und zu evaluieren.<br />

Letzteres ist bereits in einigen Ansätzen geschehen; und der Verfasser hat dies in einer<br />

kleinen Expertise im Rahmen des sog. „Wirksamkeitsdialoges“ in Nordrhein-Westfalen<br />

durchgeführt. 5 Diese Studie war jedoch allenfalls ein kleiner Anfang, der auf weitere und<br />

systematische Qualifikationsbedarfe verweist.<br />

Es ist nach wie vor die eigentümliche Chance der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit,<br />

dass sie mit ihrer speziellen Konstellation strukturell eine bestimmte Form des Erfahrens<br />

und der Bildung anzielt, die auf besondere Weise den Entwicklungen unserer derzeitigen<br />

Gesellschaft und ihren Anforderungen entspricht. Der Zugang zu Orientierungen, Lernerfahrungen<br />

und Problemlösungen – gerade auch, wenn sie gesellschaftlich bedingt sind –<br />

öffnet sich demzufolge primär in offenen, jedenfalls immer weniger curricularisierbaren<br />

Konstellationen. Und in einer solchen Situation ist das Konzept der kulturellen Kinderund<br />

Jugendarbeit sozusagen passgenau für heutige Erfahrungen und Lernaufgaben in unserer<br />

Gesellschaft. Denn in dieser gilt: selber wählen, was man machen will, es mit anderen<br />

gemeinsam machen zu wollen, sich freiwillig festlegen, darin prüfen, was spannend und<br />

was nicht spannend ist, nicht unter strengen Auflagen, sondern in offenen Angeboten:<br />

Dabei ist ein Dilemma zu verzeichnen: Die (allgemeine) Kinder- und Jugendarbeit hat<br />

einen eigenständigen Bildungsauftrag – aber (bislang) glaubt ihr das niemand. Alle reden<br />

von Bildung – und niemand fragt die Kinder- und Jugendarbeit; diese wird vielfach erst<br />

dann und insofern akzeptiert, wie sie ihren eigenen Bildungsauftrag verleugnet, schamhaft<br />

versteckt und sich als eloquenter Problementsorger oder allenfalls Betreuer der Schule andient<br />

– denn das wird finanziert. (vgl. das vom Bund aufgelegte „Investitionsprogramm<br />

Zukunft Bildung und Betreuung“)<br />

Und so sieht sich auch die kulturelle Kinder- und Jugendarbeit, mehr aber noch die allgemeine<br />

Kinder- und Jugendarbeit einem Dilemma ausgesetzt: Man nimmt ihr ihren Bildungsauftrag<br />

noch nicht so recht ab. Am Augenfälligsten wird dies im Verhältnis zur Institution<br />

Schule, die sowohl von der Bildungspolitik als auch im öffentlichen Meinungsbild<br />

unumschränkt als die zentrale Bildungsinstanz überhaupt angesehen wird. Es wird in der<br />

3<br />

vgl. Müller, C.W./ Kentler, H./ Mollenhauer, K./ Giesecke, H.: Was ist Jugendarbeit? Vier Versuche zu<br />

einer Theorie, 8. Aufl., München; vgl. aktuell: B<strong>MB</strong>F: Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen<br />

Bildungsbericht – Non-formale und informelle Bildung im Kindes- und Jugendalter. Hrsg. v. Rauschenbach,<br />

Th. u.a. : Berlin.<br />

4<br />

Zacharias, W. (2001): <strong>Kultur</strong>pädagogik. <strong>Kultur</strong>elle Jugendbildung. Eine Einführung. Opladen, S. 137.<br />

5<br />

vgl. Lindner, W. (2004): „Ich lerne zu leben“. Evaluation von Bildungswirkungen in der kulturellen Kinder-<br />

und Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen. Qualitätsanalyse im Wirksamkeitsdialog. Unna 2003.

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