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226 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Rolle der Schulorganisation,<br />

Rolle der Schulkultur.<br />

Viele Experten sehen weniger in den Rahmenbedingungen oder Organisationsfragen, sondern<br />

vielmehr im „Kerngeschäft von Schule“, dem Unterricht, die größte Priorität einer<br />

Schulreform. Dies hat unmittelbar mit der (Veränderung und Erweiterung der) Professionalität<br />

der LehrerInnen zu tun, wobei dieser Aspekt jenseits aller langwierigen und hochideologischen<br />

Diskussionen etwa über die Dreigliedrigkeit des Schulsystems sofort angegangen<br />

werden könnte.<br />

Lernen und Lehren<br />

Die Anthropologie lehrt uns, dass der Mensch lernbedürftig ist, dass er lernfähig ist und<br />

auch ständig lernt. Lernen ist die menschliche Form des Weltzugangs. Lernen muss man<br />

daher eigentlich nicht erst schmackhaft machen, sondern man muss sich vielmehr fragen,<br />

wie es kommt, dass in den „Häusern des Lernens“ das Lernen überhaupt zu einem Problem<br />

werden konnte.<br />

Lernen heißt dabei: Sachverhalte, Menschen, Zusammenhänge, Abläufe kennen zu lernen,<br />

die man noch nicht kennt bzw. bei Sachverhalten, die man aus dem Alltag kennt, vertieft<br />

nach Gründen, Gesetzen, Systematisierungen etc. zu fragen. „Menschen zu stärken und<br />

Dinge zu klären“ ist eine alte Forderung von Hartmut von Hentig. Das Klären der Dinge –<br />

dies ist ein zentraler Zusammenhang – stärkt zugleich die Menschen, da es Orientierung in<br />

einer komplexen Welt schafft. Auch dieser Bedarf an Orientierung darf als Mitgift der<br />

Anthropogenese verstanden werden. Die Bedingungen für eine Auseinandersetzung mit<br />

Neuem sind daher eigentlich gut.<br />

„Lernen“ in den Mittelpunkt der Schule zu stellen, ist also nicht kinderfeindlich, es muss<br />

auch nicht mit methodischen Tricks schmackhaft gemacht werden, es muss noch nicht<br />

einmal in kleinste und dann auch langweilige Happen ständig zerlegt werden. „Lernen“ hat<br />

viele Erscheinungsformen: Erfahrungen machen, Wissen erwerben, Reflexionen, Kontemplation,<br />

Lernen bei einem Handeln in der äußeren Welt, Sich-Ausdrücken in Worten oder<br />

anderen Symbolen, Bildung von Systemen und Theorien. Lernen kann sein: erfahrungsbezogen,<br />

entdeckend, problemlösend, begriffsbildend, es kann sich auf Strategien oder Werte<br />

beziehen, auf den Umgang mit sozialen, kulturellen, ökonomischen oder politischen Zusammenhängen.<br />

Der Vielfalt an Lernformen entspricht eine Vielfalt an Lehrformen: Lehrervortrag im Klassenverband<br />

ist eine, durchaus legitime und optimale Form, die Organisation des Lernens<br />

alleine oder in Gruppen, die Bereitstellung anregungsreicher Materialien oder bloß von<br />

Zugangsmöglichkeiten zu solchen, die Schaffung eines lernförderlichen Milieus sind weitere<br />

Formen.<br />

Zum Lernen und Lehren gehört die Diagnose von Lernfortschritten. Auch dies kann das<br />

Lernsubjekt, das eben Subjekt seines Lernhandelns ist und die Verantwortung dafür mit<br />

übernommen hat, oft selbst tun. Diagnose ist nicht nur – und vielleicht am allerwenigsten<br />

– Klassenarbeit, mündliche Prüfung und Zensur, sondern behutsames Feststellen von Lücken<br />

und Fortschritten. Pädagogische Diagnose ist zur Zeit ein Ort der strukturellen Demütigung.<br />

Klaus Holzkamp (1993) hält es für widersinnig – angesichts der anthropologischen<br />

Relevanz von Lernen und der damit verbundenen spürbaren Verbesserung von Handlungsfähigkeit<br />

– Zensuren als äußeren Maßstab, vielleicht sogar als alleinige „Motivations“-

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