04.11.2013 Aufrufe

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

zum Download (8,57 MB) - Kultur bildet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

212 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogik zeigt jedoch gerade im Vergleich mit der Sozialpädagogik erhebliche Probleme.<br />

Denn während die – auch akademisch ordentlich etablierte – Sozialpädagogik in<br />

ihrer Geschichte auf eine ganze Reihe von Theoretisierungsversuchen zurückgreifen kann,<br />

die zudem eng mit Theoretisierungsprojekten der Allgemeinen Pädagogik/Erziehungswissenschaften<br />

spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts verbunden waren (Pestalozzi, Fröbel;<br />

Schleiermacher, Lorenz von Stein) mit einem besonderen Höhepunkt in der Weimarer<br />

Zeit und der (hochreflektierten) Auseinandersetzung speziell mit Natorp, kann die <strong>Kultur</strong>pädagogik<br />

nicht auf einen solchen Fundus an historischer Aufarbeitung und systematischer<br />

Theorienbildung zurückgreifen. Es gibt noch nicht einmal einen historischen Überblick<br />

über solche Ansätze, die durchaus in die „Ahnengalerie“ der heutigen <strong>Kultur</strong>pädagogik<br />

gehören (dies gilt jedoch nicht für die letzten Jahrzehnte: BKJ/Bielenberg/Zacharias (Hg.):<br />

Schlüsseltexte; 2001). Die sozialpädagogische Theorienbildung und historische Selbstvergewisserung<br />

bietet sich daher durchaus als Vorbild an. Auf den Entwurf von Galuske (2002)<br />

habe ich mich in früheren Kapiteln schon mit Gewinn bezogen. Weitere wichtige Texte<br />

stammen von Niemeyer (1999) oder Winkler (1988), wobei gleich mehrere Hand- und<br />

Wörterbücher den Entwicklungsstand dokumentieren (z. B. Otto/Thiersch 2001).<br />

Man mag nur einmal im letztgenannten Handbuch den Artikel „Klassiker der Sozialpädagogik“<br />

(von Niemeyer) lesen, der quasi ein who is who der Geschichte der Allgemeinen Pädagogik<br />

ist. Ähnlich ertragreich ist der Artikel „Theorien der Sozialen Arbeit“ (von Füssenkämper<br />

und Thiersch), trotz der selbstkritischen Hinweise, der „Erfolg der Praxis (in der<br />

Etablierung von Sozialpädagogik; M.F.) mache … theorieunwillig und -unfähig, wenn es<br />

auch … im Wissenschaftsbetrieb theoretische Geschäftigkeit gebe, so sei diese doch inhaltlich<br />

unzureichend“ (ebd., S. 18 ff). Exemplarisch werden dann gleich sieben (!) eigenständige<br />

Entwürfe einer Theorie der Sozialarbeit/Sozialpädagogik vorgestellt (Mollenhauer,<br />

Winkler, Staub-Bernasconi, Wendt, H.-U. Otto, Thiersch, Böhnisch). Entsprechend gut<br />

platziert ist die Sozialpädagogik in Überblickswerken und Einführungen in die Erziehungswissenschaft,<br />

während <strong>Kultur</strong>pädagogik entweder gar nicht auftaucht oder mit einer erheblichen<br />

Unkenntnis in Theorie und Praxis präsentiert wird (etwa in dem vierbändigen Einführungskurs<br />

Krüger 1995).<br />

Der Vergleich zwischen <strong>Kultur</strong>- und Sozialpädagogik liegt gleich aus mehreren Gründen<br />

nahe (vgl. Abb. 25):<br />

· Für beide Felder gab es eine Diskussion darüber (und eine entsprechende Entwicklung),<br />

ob es sich um ein spezialisiertes und abgrenzbares Arbeitsfeld oder um ein die gesamte<br />

Pädagogik übergreifendes Paradigma handelt.<br />

· Beide Felder setzen im außerschulischen Bereich an, konkurrieren also letztlich um die<br />

Freizeit der Heranwachsenden.<br />

· Beide treten etwa zur gleichen Zeit auf, als nämlich Probleme des Sozialen und <strong>Kultur</strong>ellen<br />

quer durch viele Disziplinen einen besonders heftigen Krisendiskurs in Gang setzten.<br />

· Beide Disziplinen diskutieren die Frage, ob sie eher an einer Problembehandlung (quasi<br />

als gesellschaftlicher Reparaturbetrieb) ansetzen sollen oder ob es um soziale bzw. kulturelle<br />

Bildung für alle geht.<br />

· Beide Fächer sind typische Erscheinungen in einer bestimmten Entwicklungsphase der<br />

Moderne/der bürgerlichen Gesellschaft/des Kapitalismus.<br />

· Beide Fächer hängen von Umfang und Qualität des Sozialstaates ab.<br />

· Beide Fächer haben ein ähnliches pädagogisches Ethos.<br />

· Beide Gebiete definieren sich im Gegensatz zur Schule.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!