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MATERIALIEN 407<br />

nen können, werden wesentliche Voraussetzungen vorenthalten, mit ihrer Stadt eine Bindung<br />

einzugehen und sie kreativ mitzugestalten. Ästhetische Bildung in kultureller Praxis<br />

ist gerade in einer medial bestimmten Welt für Kinder und Jugendliche besonders bedeutsam.<br />

Medienkonsum, Erfahrungen aus zweiter Hand und unkritischer Umgang mit Massenprodukten<br />

der <strong>Kultur</strong>industrie bedürfen der Fähigkeit, die rezipierten Inhalte angemessen<br />

einordnen und bewerten zu können. Diese Fähigkeit wird in besonderem Maße durch<br />

die Unterrichtung und die Ausübung künstlerischen Schaffens ausgeprägt. Die Integration<br />

des Theater- und Musiklebens der jeweiligen Stadt in den Schulunterricht schafft zudem<br />

ein kommunikatives Gegengewicht zur zunehmenden elektronischen Kommunikation.<br />

zu Punkt 5<br />

„Ich behaupte, daß das Theaterspiel eines der machtvollsten Bildungsmittel ist, die wir<br />

haben: Ein Mittel, die eigene Person zu überschreiten, ein Mittel der Erkundung von Menschen<br />

und Schicksalen und ein Mittel der so gewonnenen Einsicht. (...) Ich traue mir die<br />

Einrichtung einer alle Bildungsansprüche befriedigenden Schule zu, in der es nur zwei<br />

Sparten von Tätigkeiten gibt: Theater und Science. Es sind die beiden Grundformen, in<br />

denen der Mensch sich die Welt aneignet: subjektive Anverwandlung und objektivierende<br />

Feststellung“ (Hartmut v. Hentig, Bildung, München 1996, S. 118 f).<br />

Mittlerweile liegen aus der Theaterpädagogik ernstzunehmende Untersuchungen und Veröffentlichungen<br />

vor, die die selbst-bildende Funktion von Darstellendem Spiel wissenschaftlich<br />

nachweisen. Die Unterrichtserfahrungen, die seit vielen Jahren in Bayern, Berlin, Hamburg<br />

und anderen Ländern berichtet werden, bezeugen ebenfalls die ungeheure Bedeutung,<br />

die das Theaterspiel für die Persönlichkeitsentwicklung und das soziale Lernen hat.<br />

Das Darstellende Spiel ist a priori Gruppenarbeit und Projektarbeit, vermittelt also Schlüsselqualifikationen,<br />

die für die Zukunftsbewältigung entscheidend sind und fordert Arbeitsformen,<br />

die in der gegenwärtigen Schulreformdiskussion im Zentrum stehen. Die allgemeinen<br />

Forderungen an die Bildungsreform lesen sich über weite Strecken wie ein Plädoyer<br />

für die Einführung des Schulfaches Darstellendes Spiel, weil dieser Lern- und Aktivitätsbereich<br />

viele der Anforderungen an eine moderne Schule erfüllt.<br />

Darstellendes Spiel nicht als Schulfach einzuführen, hätte gravierende Folgen: In finanziell<br />

schwierigen Zeiten fehlen die Ressourcen, um Lehrer für Arbeitsgruppen freizustellen, die<br />

nicht direkt <strong>zum</strong> Schulunterricht gehören. Schultheater bliebe also eine Sache für die Privilegierten<br />

und würde insbesondere für die Schüler von Haupt-, Real- und Gesamtschulen,<br />

aber auch für eine bestimmte Schülerschicht in Gymnasien nicht angeboten. Die fachliche<br />

Weiterentwicklung des Lernbereichs, die sich vor allem in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

vollziehen kann, würde behindert, weil für ein randständiges, freiwilliges Angebot<br />

kaum Mittel für Fort- und Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden. Damit wäre letztlich<br />

auch die Ausbildung von Theaterpädagogen in der Universität gefährdet, die gerade in<br />

Schwung kommt.

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