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242 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Mit all diesem ist die Schule – jede Schule – überfordert, obwohl immer wieder festzustellen<br />

ist, dass die Schule und ihre Leitungen äußerst ungerne über ihre tatsächliche desolate<br />

Situation informieren. Hier ist also die Notwendigkeit sozialpädagogischer Intervention<br />

angesagt. Wenn der Schulhof Hauptumschlagplatz von harten und weichen Drogen wird,<br />

wenn innerhalb der Schule LehrerInnen und SchülerInnen von anderen SchülerInnen angegriffen,<br />

erpresst oder gemobbt werden, auch: wenn LehrerInnen gewältförmige und/oder<br />

sexuelle Übergriffe gegen SchülerInnen begehen, dann wird die Trennung von Schule und<br />

Außenwelt obsolet. Die „Außenwelt“ in ihrer hässlichsten Seite findet schon längst in der<br />

Schule statt.<br />

Schulsozialarbeit war etwa bei den Gesamtschulen in NRW von Anfang an ein integraler<br />

Bestandteil. Allerdings ist die Profilierung dieser Schulsozialarbeit kaum gelungen (ebd.,<br />

S.62) und war zudem von harten Kontroversen geprägt: Die einen hatten die Hoffnung<br />

einer sozialpädagogischen Schule nicht aufgegeben, andere bestreiten geradezu militant die<br />

Reformfähigkeit und sogar den Reformwillen der Schule. Instruktiv ist vor diesem Hintergrund<br />

der Hinweis im Vorwort der Herausgeber des „Handbuches Kooperation von Jugendhilfe<br />

und Schule“ (s. o.), dass eine Kooperation mit dem hessischen Arbeitskreis Schulsozialarbeit<br />

daran scheiterte, dass dieser vorab verbindlich seine „Grundsätze“ als Kooperationsbasis<br />

verabreden wollten, die eine extrem schulkritische Position verpflichtend gemacht<br />

hätten (ebd., S. 20).<br />

Das genannte Handbuch ist auch aus anderen Gründen bemerkenswert. Zwar reklamiert<br />

das Vorwort eine „weite Perspektive“ in der Kooperation von Schule und Jugendhilfe und<br />

bezieht sich an mehreren Stellen etwa auf das in den Positionspapieren des Bundesjugendkuratoriums<br />

<strong>zum</strong> Ausdruck gebrachte „weite Verständnis’“ von Bildung (Leipziger Thesen,<br />

Auf dem Weg zu einer neuen Schule, Zukunft von Bildung und Betreuung. Dieses „weite<br />

Verständnis“ taucht auch in mehreren Beiträgen auf. Interessant ist etwa der Beitrag von<br />

Melzer/Ehringer aus der Sicht der Schulforschung, die in der Bildungs-Konzeption des<br />

Bundesjugendkuratoriums einen guten Anknüpfungspunkt für Kooperationen findet, gerade<br />

in Hinblick auf die Entwicklung von Sozial- und Selbstkompetenz (S. 1000), doch:<br />

„Für solche anspruchsvollen Aufgaben ist die Schule bislang eher schlecht gerüstet.“ (S.<br />

1002).<br />

In einem anderen Beitrag diskutiert Körber die Rolle der Jugendarbeit (und hat dabei die<br />

Jugendverbände im Blick). Sein Fazit ist ernüchternd: Schlecht aufgestellt in Bildungsfragen,<br />

einiges an Engagement ist weniger von dem Wunsch der Verbesserung der Bildung,<br />

sondern vielmehr von Existenzängsten geprägt. Am ehesten sieht er Jugendverbände als<br />

Dienstleistungsanbieter im Bereich Betreuung verortet, dort allerdings in Konkurrenz mit<br />

anderen (auch kommerziellen) Anbietern. Es gibt lesenswerte Beiträge in dem Handbuch<br />

(z. B. von Böhnisch/Schröer), die das Aufwachsen heute in den Kontext sich dramatisch<br />

verändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen (insbesondere im Rahmen eines Abschiedes<br />

von dem arbeitsgesellschaftlich orientierten Sozialstaatsmodell) diskutieren. Doch<br />

überwiegend handelt es sich bei dem Handbuch bloß um das Spezialfeld der Schulsozialarbeit<br />

und nicht um Jugendhilfe insgesamt. Es wird zwar immer wieder von „Jugendhilfe“<br />

gesprochen, aber bloß dieses Spezialfeld gemeint. Dieses ist natürlich wichtig als ein Bereich<br />

der Jugendhilfe, der vieles an Problemen, die in der Schule zutage treten oder die<br />

sogar von dieser produziert werden, auffängt. Doch ist es eben nur ein Segment, das zudem<br />

durch eine äußerst schwierige Kooperationsgeschichte belastet ist. Damit baut der Etikettenschwindel<br />

des Buchtitels allerdings mehr Hindernisse auf, als dass er eine Kooperation

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