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KULTURPÄDAGOGIK UND SCHULE 171<br />

dieses Thema, wobei zusätzlich zu den oben angesprochenen Impulsen auch die deutsche<br />

Einigung und die anstehende „nachholende Modernisierung“ in Ostdeutschland eine Rolle<br />

spielte. Der 13. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft im Jahre<br />

1992 hatte das Thema „Erziehungswissenschaft zwischen Modernisierung und Modernitätskrise“,<br />

durchaus ein wichtiges Signal dafür, dass nun endgültig der Begriff hier angekommen<br />

war. Im Vorfeld führte die Kommission Wissenschaftsforschung ihre Frühjahrstagung<br />

zu diesem Thema durch (Hoffmann/Langewald/Niemeyer 1992).<br />

Nähern wir uns also dem Problem der zeitlichen Eingrenzung und der begrifflichen Bestimmung<br />

der Moderne an.<br />

Was ist die „Moderne“? dafür werde ich mich hier auf Überlegungen aus meinem Text „Das<br />

Interesse der Moderne an sich selbst“, Remscheid 2004, beziehen.<br />

Eine erste Überlegung zur Verdeutlichung dessen, was „die Moderne“ ist, könnte darauf<br />

hinauslaufen, sie mit „Kapitalismus“, bürgerlicher Gesellschaft oder Europa gleichzusetzen.<br />

Sicherlich wird man zugestehen, dass jedes der genannten Phänomene für sich untersucht<br />

werden kann (und dies ist auch in den letzten Jahren mit großer Energie geschehen).<br />

Man kann zudem auf den Historiker Thomas Nipperdey verweisen, der in seiner kleinen<br />

Schrift „Wie das Bürgertum die Moderne erfand“ (1988) nicht bloß gute Gründe für diese<br />

Parallelisierung angibt, sondern zudem diese parallele Entwicklung am Beispiel der Genese<br />

des spezifisch deutschen Kunstsystems aufzeigt. Immerhin hat man durch diese kurzen Überlegungen<br />

schon einiges an Erkenntnissen gewonnen: es gibt unterschiedliche Disziplinen, die<br />

sich um die „Moderne“ und ihre Diagnose kümmern (Soziologie und Geschichte, aber auch<br />

Philosophie, Kunst und <strong>Kultur</strong>wissenschaften, Politologie und andere; siehe Abb. 6 auf der<br />

folgenden Seite).<br />

Bei der in Frage stehenden Zeit spielt offenbar das 19. (und 20.) Jahrhundert eine besondere<br />

Rolle.<br />

Die verschiedenen genannten Disziplinen, die sich um die Moderne kümmern, sorgen<br />

allerdings auch für einige Verwirrung, denn die Verständnisweisen von „Moderne“ reichen<br />

alleine in ihrer Datierung unterschiedlich weit: die einen identifizieren mit der Moderne<br />

die Neuzeit, für andere beginnt sie erst im 20. Jahrhundert. Immerhin: Wer von „Moderne“<br />

spricht, will diese Zeit absetzen von anderen Zeiten, hat also ein spezifisches Verständnis<br />

von Epochen, von historischen Abläufen, und oft genug ist dies verbunden mit normativen<br />

Bewertungen etwa im Hinblick auf Fortschritt, Verbesserung des Menschengeschlechts<br />

oder der „Perfectibilität“. Man hat darauf hingewiesen, wie sehr gerade die Anthropologie<br />

des 18.Jahrhunderts in diesem Begriff das entscheidende Merkmal des Menschseins gefunden<br />

zu haben glaubte. Dies ist einsichtig, weil in dem Gedanken der Verbesserung die<br />

Möglichkeit der Verbesserung, das Prozesshafte, eine Zielorientierung und der Gedanke<br />

der Machbarkeit zusammenlaufen, alles Denkformen der Aufklärung und der Moderne<br />

schlechthin, die zudem unmittelbar pädagogisch relevant sind. Rousseau mit seiner ersten<br />

wuchtigen Zivilisationskritik setzte folgerichtig in seiner ersten Preisschrift mit einer Fundamentalkritik<br />

an diesem Topos an.<br />

Die Moderne wird entschieden durch ihr spezifisches Verhältnis zur Zeit geprägt, so dass<br />

eine Philosophie der Geschichte zur Selbstdeutung der Moderne dazu gehört. In der Tat ist<br />

die Moderne zugleich die Zeit der großen Historiker: Man will wissen, woher man kommt,<br />

um zu verstehen, wo man ist. Und oft genug dient die Geschichtsschreibung dem Beleg,<br />

dass die menschliche Entwicklung notwendig ihrem Höhepunkt (nämlich der jeweiligen<br />

Gegenwart) zustreben musste. Zwar gab es schon in der Antike berühmte Historiker, doch

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