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334 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Neuerdings scheint aber die <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch in der Politik wieder stärker gefragt zu<br />

sein. „Kinder <strong>zum</strong> Olymp“ und andere Events führen sogar vor Augen, was man früher<br />

kaum zu träumen wagte, dass nämlich Privatfirmen Interesse an der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

gewinnen und zu ihrer Finanzierung beitragen.<br />

Aber ist dies ein realer Aufschwung oder könnte es nicht vielmehr so sein, dass wir hier<br />

erneut so etwas wie eine „Scheinblüte“ erleben? Auf der einen Seite politische Ansprüche<br />

und vollmundige Bekenntnisse, auf der anderen eine oft prekäre Situation vieler <strong>Kultur</strong>und<br />

Bildungsträger, denen zunehmend die materielle Basis für ihre Arbeit abhanden kommt.<br />

Die Unsicherheit über die künftige Rolle des Bundes bei der Förderung innovativer Bildungsprojekte<br />

trägt zur Unsicherheit bei – ein Programm wie kubim wäre jedenfalls ohne das Bundesengagement<br />

gar nicht denkbar. Diese Unsicherheit betrifft übrigens nicht nur Einrichtungen,<br />

die von öffentlichen Mitteln abhängig sind. Kürzlich war im Bonner „General-Anzeiger“<br />

zu lesen, dass der Borromäus-Verein, die Organisation der katholischen Büchereiarbeit in<br />

Deutschland, große Teile seiner Aktivitäten wegen der Sparpolitik der Bistümer auf Eis legen<br />

muss, ohne Kündigungen geht das wohl auch in diesem Fall nicht ab.<br />

Sie werden mich hoffentlich nicht missverstehen: Gestern hatte ich schon darauf bestanden,<br />

dass sich auch im Selbstverständnis mancher <strong>Kultur</strong>- und Bildungseinrichtungen etwas<br />

ändern muss: In einer Zeit der forcierten Dauerberieselung, in der alle verfügbaren<br />

Medienkanäle unterschiedlichste Marketingbotschaften ab- und durchsetzen wollen, können<br />

die Produzenten oder Vermittlerinstitutionen für kulturelle Innovationen und Traditionen<br />

nur dann überleben, wenn sie dem etwas entgegensetzen, das eine eigene Faszination<br />

und Authentizität ausstrahlt. Dabei muss nicht alles kopiert werden, was die kommerziellen<br />

Anbieter vormachen und wie sie das tun, im Gegenteil: die Attraktivität der künstlerischen<br />

Arbeit und der sozio-kulturellen Kommunikation erwächst aus ihrer Eigen- und<br />

Widerständigkeit, aus Möglichkeiten der Partizipation für unterschiedliche Gruppen in der<br />

Bevölkerung und der kreativen Aktivität vieler Einzelner.<br />

Das alles wird ohne organisatorische Veränderungen, neue Qualifizierungsangebote und<br />

vor allem ohne Bündnisse für kooperative Projektarbeit nicht ausgehen, auch die <strong>Kultur</strong><br />

braucht mehr eigenständige Professionalität. Möglicherweise wird die jetzt verstärkte Einführung<br />

des Ganztagesunterrichts für viele Träger von <strong>Kultur</strong>- und Bildungsangeboten <strong>zum</strong><br />

Testfall dafür werden, ob wir es beim aktuellen Interesse für Fragen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

tatsächlich mit einem neuen Aufbruch oder eher mit einer Scheinblüte zu tun haben. Dass<br />

viele außerschulische Träger, deren Kooperation mit traditionellen Institutionen nun<br />

besonders gefragt sein wird, nicht staatlich oder kommunal getragen werden, könnte sich<br />

in den vor uns liegenden Umgestaltungsprozessen der Bildungslandschaft sogar als Vorteil<br />

erweisen.<br />

Allerdings ist dabei wohl ein Paradigmenwechsel unausweichlich: Wir befinden uns gegenwärtig<br />

auf einem Schlachtfeld, in dem es scheinbar um Bildungsstandards und „Kompetenzen“<br />

geht, in Wirklichkeit aber oft nur über eine Deutungshoheit im pädagogischen Feld<br />

debattiert oder sogar schlicht die Machtfrage gestellt wird. Da wird z.B. „ästhetisch-produktive<br />

Kompetenz“ mit gleicher Vehemenz verlangt wie „Lesekompetenz“, musikalischrhythmische<br />

gegen „Bildsprachenkompetenz“ gestellt, um „interkulturelle Kompetenz“ oder<br />

die Vertrautheit mit einer „Leitkultur“ gestritten.<br />

Können wir uns wirklich nicht auf einen Minimalkonsens für „kulturelle Kompetenzen“<br />

einigen, der Spezialbegabungen ebenso gerecht wird wie den Interessen und Potentialen,<br />

die auch in vermeintlich „kulturfremden“ Gruppen der Bevölkerung reichlich vorhanden

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