Fast ein Jahrtausend written by Collossus-Fan - Fotograf Sebastian ...

Was hatte Thorsten damals nicht alles gemacht, um nicht irre zu werden.
Jarin kam mit einem Handtuch um den Kopf und im Bademantel aus der Dusche,
schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging zu der kleinen Schmink-Komode, die sie sich ins
Schlafzimmer gestellt hatte.
Sie zog einen Fön aus einer der Schubladen und begann sich die Haare zu trocknen.
Thorsten blieb lieber im Bett sitzen und sah ihr dabei zu. Jarin begann zu summen
und ihre engelsgleiche, helle und klare Stimme beruhigte ihn noch etwas. Das Zittern
der Naniten und ein leichtes Fingerzucken, das er bisher noch nicht bemerkt hatte,
liessen nach.
Als Jarin sich die Haare geföhnt hatte, begann sie ihr Haar zu kämmen.
Kurz darauf schlüpfte sie in ihre Klamotten und sagte den Satz, vor dessen Antwort er
sich lieber gedrückt hätte:"Wollen wir los?" Er schluckte:"Von "wollen" kann nicht die
Rede sein. Aber gut...dann geht's los." Thorsten aktivierte seinen Sprungantrieb und
beide verschwanden in dem blauen Lichtblitz.
Thorsten und Jarin erschienen wieder in einem Mischwald in Nord-Deutschland, vor
einem kleinen Erdhügel.
Jarin sah ihn an:"Ist es das?" "Nein, nur der Eingang." Mit einem Gedanken klingte er
sich in die Tür-Elektronik ein und die ihnen zugewandte Gras-Sode riss viereckig auf.
Von der Luke freigegeben erschien die Panzertür mit uraltem Code-Schloss. Thorsten
konnte sich noch gut an den Code erinnern, schlechte Erinnerungen haften stärker. Ein
elektrisches surren, ein knarzen verrosteter Zahnräder und Hydraulik-Pumpen, dann
öffnete sich kreischend die Tür und fiel aus den verrosteten Angeln. Er konnte die
schwere Stahl-Tür leicht auffangen und legte das Metall sorgfältig auf den Boden.
Thorsten drehte sich um und Jarin zuckte mit den Schultern:"Ich habe keine Ahnung,
was als nächstes kommt. Ich lasse dir gerne den Vortritt, auch wenn es schwer ist."
Thorsten seufzte:"Gut, okay...Vergangenheit ich komme..." Er machte den ersten
Schritt, den zweiten, den dritten und griff letztendlich die beiden Stangen der Leiter
nach unten. Er stellte die Füsse, wie damals, aussen links und rechts an die Leiter und
liess sich nach unten gleiten. Jarin folgte ihm schwebend.
Er drehte sich nach rechts, griff den großen Hauptschalter und betätigte ihn. Ein paar
der alten Leuchtstoff-Röhren sprangen an, andere blinkten kurz und blieben dann
schwarz und wieder andere blinkten kurz und platzten dann in einem hellen
Funkenregen.
Er wollte seine Sensoren nicht hier ausbreiten, er wollte es so erleben wie früher.
Wenn er sich diesen Erinnerungen schon stellen wollte, dann richtig.
Sie standen jetzt im Kern-Raum, einer Art Luftschleuse, die für ihn damals das Portal
zu dem Ringförmigen Komplex aus sieben Räumen war. Ein Raum war eine Werkstatt,
einer ein Labor, einer ein Gewächshaus, einer ein Wohnzimmer, einer eine Küche,
einer ein Schlafzimmer und der Letzte war der Generator-Raum, der den Geo-
Thermal-Generator beinhaltete, der den Komplex mit Strom versorgt hatte. Nun
flammte die Luftschleuse wieder in dem grellen Neon-Licht auf. Thorsten ging hinein,
Jarin direkt hinter ihm.
Ein Zischen, ein erbärmliches Knarzen und die Tür zum Ring-Komplex öffnete sich,
während die äussere schon geschlossen war.
Fast alle Lampen waren kaputt, der rechte Weg war von einem eingebrochenem
Stahlträger und der eingedrungenen Erde verschüttet. Es war wohl schon mehrere
hundert Jahre her, denn die Wurzeln des Waldes darüber waren schon weit in den
Komplex eingedrungen.
Da der rechte weg versperrt war, drehte sich Thorsten nach links, Jarin trat an seine
Seite:"Geht's?" "Ich habe noch Bammel, dass Schlimmste kommt erst noch...die
Räume...meine "Zellen"."
Der erste Raum war das Wohnzimmer, die Tür knarzte und er ging hinein: Das Sofa
war zerfallen zu einem schimmligen Haufen Zellstoff und einem verrostetem Stahl-
Gestell mit Eisen-Federn. Der alte Plasma-Fernseher war aus der Wand gefallen und