Fast ein Jahrtausend written by Collossus-Fan - Fotograf Sebastian ...

scannte die Umgebung nach dem Grund. Thorsten fand die Ursache schnell: Eine
unterirdische Höhle war eingebrochen und bildete einen natürlichen Abfluss für das
Meerwasser in eine andere Region, bevor es den Fjord erreichen konnte. Langsam
näherte er sich dem überdachten Steg, verziert durch prachtvolle Metall-Stützen.
Danielle sah über den trockenen Grund, auch wenn ihre Augen nicht mehr die besten
waren. Ihre alte Seele weinte, einsam und allein. Ach, hätte sie doch nur die Chance
gehabt, eine Familie zu gründen. Wie gerne würde sie noch einmal das klare Wasser
des Meeres in ihrem Heimatdorf sehen. Es war zwar Hochsommer und alles Blühte
und gedieh, aber ihr Herz fühlte die ewige Umklammerung des Lebens-Winters. Eine
Träne lief über ihre faltige Wange. Sie hatte nichts, alles was sie noch hatte, war eine
kleine Rente, die ihr das Einkaufen von allem Notwendigen ermöglichte und ihr kleiner
Garten, in dem sie mehr schlecht als recht Tomaten anbaute. Sie wollte auch keine
Hilfe im Haushalt, dafür war sie zu stolz. Nur die Gesellschaft hätte sie gefreut. Aber
jetzt war es zu spät, sie war alt und irgendetwas sagte ihr, das ihr Körper nicht mehr
lange durchhalten würde.
Thorsten näherte sich der kleinen Frau im Rollstuhl. Bis er hinter ihr stand, dann
begann er zu sprechen, ruhig und leise um sie nicht zu erschrecken:"Die Sonne ist
wunderschön nicht war?" "Was? Oh, Besuch in diesem Örtchen? Was suchen sie in
dieser gottverlassenen Gegend, ich habe keinen Gleiter gehört." "Oh, ich wandere."
"Ach, wie gerne würde ich den Fjord noch einmal mit Wasser sehen...Meine Augen
sind zwar nicht mehr die Besten und meine Erinnerung lässt mich auch manchmal im
Stich, aber kann es sein, dass wir uns schon mal gesehen haben?" "Ich habe früher
mal hier gewohnt." "Oh, wo denn? Vielleicht habe ich sie ja mal auf der Straße
gesehen als sie noch ein kleiner Junge waren." "So klein war ich nicht. Ich habe auf
einem Kutter gewohnt." "Auf einem Kutter?...Der einzige Mann der hier auf einem
Kutter gewohnt hatte war...oh mein Gott! Ein Geist! Jetzt weiss ich wer du bist. Aber
dein Schiff ist zum Fischen rausgefahren und Tage später fand man das Wrack! Das
kannst du nicht überlebt haben, und selbst wenn, dann müsstest du älter als ich sein!
Thorsten, bist du gekommen um mich zu dir ins Totenreich zu holen?" "Nein...Gott
bewahre nein. Ich war nie Tod. Aber älter als du bin ich Danielle, viel älter." "Was bist
du? Ein Waldgeist? Eine Sagengestalt?" "Oh, es ranken sich tatsächlich einige Mythen
und Legenden um mich, aber ich bin ein Wesen aus Fleisch und Blut...und noch ein
paar anderen Sachen. Aber ich komme nicht, um dir etwas anzutun."
"Komm bitte näher, ich möchte sehen, ob dir die Zeit zugesetzt hat. Meine Augen, du
verstehst?" "Und ob, aber das haben wir gleich." Langsam senkte er die Hand vor ihre
Augen und behob mit seinen Naniten den grauen Star. Als das Licht aus Nano-
Maschinen wieder in seiner Hand verschwand, blinzelte sie, dann sah sie ihn
verwundert an:"Bist du ein Engel?" "Nein, ich habe dir doch schon gesagt, dass ich
noch nicht gestorben bin." "Aber was bist du dann? Und was treibt dich hierher?" "Was
ich bin...nun existiere ich schon so lange und habe immernoch Probleme damit es zu
erklären. Sagen wir einfach, ich bin etwas umfassender als ein normaler Mensch und
ich bin alt, sehr alt. Was mich hierher treibt kann ich schon eher sagen: Ich wollte
einfach mal wieder nach dem Örtchen sehen." "Es hat sich nicht sehr gut
entwickelt...jetzt bin ich ganz allein." Thorsten hatte mitleid mit der armen Frau "Das
tut mir leid...du sagtest, du würdest gerne noch einmal Wasser im Fjord sehen? Da
kann ich was machen." Sie sah ihn verstört an. Thorsten brachte ein paar seiner
Naniten zu dem Höhleneinsturz und versiegelte das Loch, so dass es nicht mehr
aufgehen würde, mit einer dicken Felschschicht. Kurz darauf hörte man schon das
Rauschen der anrollenden Wassermassen. Danielle wollte ihren Rollstuhl vom Pier
fahren, einen Arm vor dem Gesicht. Thorsten legte ihr die Hand auf die Schulter und
hielt sie sanft fest. Ein gütiger Blick liess sie komplett innehalten. Die Flut rollte auf
den Steg zu, ängstlich sah sie ihn an, als das Wasser auf die Pfeiler zuraste und eine
große Welle warf. Sie kniff die Augen zusammen, kurz bevor die Welle den Steg
erreichen würde. Thorsten griff jedes einzelne Wassermolekül, die Naniten hatten ja