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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Hände vor. Dies stand insofern in engem Zusammenhang mit dem <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>-<br />

Konzept als damit die Basis für einen Neubeginn gelegt werden sollte. Der<br />

Blackout war gedacht als kompromisslose Zäsur, als Basis für die Neuformatierung<br />

des deutschen Mediensystems, „so that they may unconsciously become more<br />

accessible to the ideas and standards for which Britain stands.“ 298 Damit waren<br />

neben demokratischen Werten auch die journalistischen Standards gemeint, die in<br />

der angelsächsischen Publizistik auf eine große Tradition blickten. 299 Deren<br />

oberster Wert waren Objektivität und unparteiische Berichterstattung – ein Ideal,<br />

das mit pro-britischer Propaganda nicht eben deckungsgleich war. Man behauptete<br />

daher, beide Fliegen seien mit einer Klappe erschlagen – eine ratlose<br />

Schlussfolgerung, die sich in geschraubter Formulierung äußerte:<br />

„If we succeed in giving the German reader this impression [of impartiality, FH] it<br />

will be all the easier for us to introduce those items which are intended to<br />

influence him into identifying his interests with those of this country without his<br />

resenting them as propaganda.“ 300<br />

Wie das Bildungswesen sollten auch die Medien einer personellen Überprüfung<br />

unterzogen werden, um kompromittierte Figuren zu entfernen und <strong>durch</strong><br />

zuverlässiges Personal zu ersetzen. Tatsächlich wurde das Personaldefizit zu einem<br />

Engpassfaktor ersten Ranges. Der notorische Vorbehalt der Briten gegenüber<br />

deutschen Emigranten schlug auch hier zu Buche. Die Befürchtung war,<br />

<strong>Re</strong>präsentanten des ruhmlos gescheiterten Weimarer Systems zu installieren, die<br />

statt der gewünschten Umorientierung der Deutschen zu demokratischen Werten<br />

nur die muffige alte Scheindemokratie verkörperten. 301<br />

Für den Bereich des <strong>Rundfunk</strong>s operierte die <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>-Politik mit einer<br />

zweigleisigen Strategie. Es war zu erwarten, dass BBC German Service, der im<br />

298<br />

Methods and Functions of the British Information Services for Germany, 29.05.1945, PRO/FO<br />

898/401.<br />

299<br />

Vgl. Koszyk, The Press in the British Zone, S. 114.<br />

300<br />

Foreign Office Paper, 14.07.1945, PRO/FO 945/848.<br />

100

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