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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Überbelegungen des Wohnraums, verschärft <strong>durch</strong> den Flüchtlingsstrom seit 1944.<br />

Über die Ruinenbewohner berichtete Isaac Deutscher: „Man kann sich schwer<br />

vorstellen, wie die Keller die ganze städtische Menschenmenge aufnehmen<br />

können, wenn sie kurz vor der Sperrstunde von den Straßen verschwindet.“ 307<br />

Die deutschen Städte waren ein Konglomerat von Provisorien in Ruinen. Viele<br />

Funktionen eines städtischen Raums standen nicht zur Verfügung. In der<br />

britischen Zone war das Straßennetz auf einen Torso reduziert: Im Mai 1945<br />

waren von 13.000 Streckenkilometern noch 1.000 befahrbar. 308<br />

Der Untergang hatte eine großräumige Bevölkerungsverschiebung in Deutschland<br />

in Gang gesetzt. Die britische Zone hatte in den Küstenstädten und der Rhein-<br />

Ruhr-Schiene die größten Kriegsschäden erlitten, hier war die Zahl der Evakuierten<br />

am größten. Bei einer Zählung zwei Jahre nach Kriegsende waren 1.108 Millionen<br />

Menschen von ihren Wohnorten umgesiedelt. 309 Noch größere Ausmaße hatten<br />

Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten angenommen. Ein beachtlicher Teil<br />

dieser Massenwanderung fiel auf die britische Besatzungszone, im April 1947<br />

wurden hier 3,193 Millionen „aus dem Ausland und den Ostgebieten Vertriebene“<br />

gezählt. 310 Dazu kamen als dritte große Gruppe die Zwangsarbeiter und politische<br />

Flüchtlinge fremder Nationalität. Noch im Frühjahr 1947 befand sich über eine<br />

halbe Million „Displaced Persons“ in der britischen Zone. 311<br />

Der Zustrom führte zu einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung. Die<br />

Einwohnerzahl war nach dem Krieg um 3,67 Millionen auf 22,3 Millionen<br />

angewachsen. Damit einher ging eine Verzerrung der altersmäßigen,<br />

Ein Lesebuch vom Neubeginn in Hamburg und Schleswig-Holstein (hg. v. Norddeutschen Verleger-<br />

und Buchhändler-Verband e.V.), Hamburg 1985, S. 90.<br />

307 Isaac Deutscher, The Observer 22.07.1945, in: <strong>Re</strong>portagen aus Nachkriegsdeutschland,<br />

Hamburg 1980, S. 42.<br />

308 Vgl. Kleßmann, Die doppelte Staatsgründung, S. 45; zum Leben in der Trümmergesellschaft vgl.<br />

Bajohr, Hamburg, S. 333.<br />

309 Ebd., S. 355.; zum Problem der Evakuierten vgl. Dokumente deutscher Kriegsschäden (hg. v.<br />

Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte), Bd. 1, Bonn 1958, S. 69 ff.<br />

310 Kleßmann, Die doppelte Staatsgründung, S. 355.<br />

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