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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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„Umgang mit Siegern“ von Ende 1946, in dem er für die deutschen Zuhörer die<br />

Besatzer als eine empfindliche Spezies glossierte:<br />

„Also: keine plötzlichen Bewegungen, kein unerwartetes Gebrüll. Sanfte Laute<br />

wirken beruhigend. Der Sieger wird seinen Schrecken erst verlieren, wenn er weiß,<br />

dass er sich von uns nichts Unerwartetes zu versehen hat.“ 653<br />

Solche Art von politischer Themenverarbeitung galt bei den NWDR-Controllern<br />

nicht als anstößig: „Das hörte man gerne. Ich finde es gut, wenn man sich lustig<br />

macht über die Sieger. Sie hatten auch ihre Fehler. Die Amerikaner aber waren<br />

sehr dagegen und haben protestiert.“ 654<br />

Die Gelegenheiten, bei denen die Briten sich interventionistisch ins Programm<br />

einschalteten, gingen weniger auf Grundsatzfragen wie die „Projection of Britain“<br />

oder „German guilt“ zurück, sondern in der <strong>Re</strong>gel auf den Druck der<br />

Lebensverhältnisse in der Besatzungszone. So schickte Generalmajor Bishop vor<br />

dem anstehenden Winter 1945 eine Themenliste an seine Medienkontrollorgane.<br />

Ernährung, Kohleversorgung und Schwarzmarkt hatten Priorität, politische Fragen<br />

waren von untergeordneter Bedeutung. 655 Berichte über Kohlenzüge und<br />

1947, S. 32-35. Eine Ausnahme im Sinne der „Projection of Britain“ war der Beitrag des britischen<br />

Kontrolloffiziers R.H. Peck: Demokratie in England, Nordwestdeutsche Hefte 7, Jg.2, 1947, S. 1-13.<br />

653 Nordwestdeutsche Hefte 8, Jg.1, 1946, S. 1-13. In seinen Memoiren schrieb von Zahn dazu: „Mit<br />

Kritik an den Maßnahmen der Besatzungsmächte hielten wir nicht hinterm Berg, wenn wir davon<br />

überzeugt waren, daß die Kritik hilfreich sein würde“, Stimme der ersten Stunde, S. 259. Ähnlich<br />

notierte Eggebrecht: „Das Entscheidende aber war, daß wir unsere Meinung völlig ungehindert<br />

verbreiten konnten, auch dann, wenn wir Kritik an der Besatzungsmacht übten.“, in: Der halbe<br />

Weg, S. 321. In Bezug auf die Presse kommt Balshaw zu einem ähnlichen Ergebnis: „In practice<br />

they enjoyed a considerable freedom of reporting and comment, operating only under general<br />

directives which, while forbidding the printing of anything designed to bring the allies into contempt<br />

or hinder the implementation of allied policy, did permit reasonal criticism of that policy.”, British<br />

Occupation, S. 180.<br />

654 Hugh Carleton Greene in: Bausteine der Demokratie, NDR-Fernseharchiv 1043418. „Wir<br />

machten also aktuelle Geschichten, aber machten auch ganz massive Glossen, auf Kosten der<br />

Militärregierung und der Besatzungsmacht.“, Jürgen Roland im Gespräch mit Peter von Rüden.<br />

655 Major-General W.H.A. Bishop (Chief PR/ISC), Special Publicity Campaigns, 18.11.1945, PRO/FO<br />

1056/497. Schon im September 1949 hatte die Militärregierung eine Anti-Schwarzmarkt-Kampagne<br />

verordnet: Mil Gov HQ Staff (CCG (BE) Lübbecke), Outline Plan for Food Black-Market Publicity<br />

Campaign, 14.09.1945, PRO/FO 1056/25. Radio Hamburg war darin eingebunden: “Probably the<br />

best plan will be for the Mil Gov officer in charge of the campaign to visit Radio Hamburg, and to<br />

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