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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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eruflich Anschluss fanden – und nicht selten im <strong>Rundfunk</strong> -, wurden sie nicht als<br />

Personalreservoir für die Besetzung in Deutschland eingestuft. In den<br />

Planungspapieren der Behörden wurden Emigranten zwar berücksichtigt,<br />

allerdings mit warnenden Ausrufezeichen:<br />

“A considerable number of German exiles and emigres will, of course, be of great<br />

use to us (as they have been during the war), but they will require the most<br />

careful sifting, and continuous supervision even while employed by us.” 453<br />

Perfekte Sprachkenntnisse, Erfahrung mit deutscher Politik und Gesellschaft,<br />

berufliche Nähe und Ablehnung des nationalsozialistischen Gedankenguts reichten<br />

nicht aus, um die Emigranten in den Augen der Briten zur Besetzung<br />

verantwortungsvoller Aufbauposten in den Medien zu prädestinieren. Weit<br />

schwerer wog dagegen eine ganze <strong>Re</strong>ihe von Bedenken: erstens die Annahme,<br />

dass sie rückwärtsgewandte Vertreter des vornationalsozialistischen Deutschland<br />

waren und so dem demokratischen Neuaufbau eher im Wege stünden. Der<br />

gewünschte Bruch mit der (staatsgläubigen) deutschen Tradition v.a. im <strong>Rundfunk</strong><br />

war von ihnen nicht ohne weiteres zu erwarten. 454 Zweitens gab es die<br />

Befürchtung, dass die Bevölkerung in Deutschland nicht bereit war, sich von<br />

Männern umerziehen zu lassen, die die kritischen Jahre nicht am eigenen Leib<br />

erlebt hatten. 455 Drittens befürchteten die Briten, sich mit den Rückkehrern eine<br />

auftrumpfende Siegerkaste ins Boot zu holen, die zu steuern es permanenter<br />

Kontrolle („continuous supervision“) bedurfte. Viertens waren für die anvisierte<br />

Vermittlung der britischen Werte – die „Projection of Britain“ – Personen mit<br />

deutscher Sozialisation nicht besonders vertrauenserweckende Gewährsleute. 456<br />

453 PWE, P. and P. Paper No. 22, 01.06.1943, PRO/FO 1049/29.<br />

454 Vgl. Clemens, <strong>Re</strong>migranten, S. 53.<br />

455 Hans Bredow äußerte kurz nach dem Krieg die Auffassung, „dass es wirksamer sein würde,<br />

wenn das deutsche Volk die Wahrheit über die letzten zwölf Jahre <strong>durch</strong> Deutsche erfahren würde,<br />

die alles unmittelbar erlebt hatten. Was Thomas Mann und andere Emigranten dazu zu sagen<br />

hätten, würde wenig Eindruck machen.“, zit. n. Rüdiger Bolz, <strong>Rundfunk</strong> und Literatur unter<br />

amerikanischer Kontrolle. Das Programmangebot von Radio München 1945-1949, Wiesbaden 1991,<br />

S. 42; vgl. Clemens, <strong>Re</strong>migranten, S. 54.<br />

456 Vgl. ebd.<br />

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