09.01.2013 Aufrufe

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

standards of thought and performance which are free from the taint of<br />

propaganda.“ 559<br />

Mit der Betonung der Tatsache als Kern journalistischen Berichtens ging eine<br />

Aufwertung der Nachricht einher – im Gegensatz zu der in der deutschen Presse<br />

auch vor dem Dritten <strong>Re</strong>ich üblichen Vermischung von Fakten und<br />

kommentierendem Beiwerk. Die angelsächsische Tradition fußte auf der strikten<br />

Trennung von Nachricht und Meinung, mit dem Ziel, auf diese Weise dem<br />

Publikum die Meinungsbildung im demokratischen Sinne zu ermöglichen. Darin<br />

bestand einer der Hauptsätze der <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>, wie es der Chef der<br />

Medienkontrollbehörde Bishop im Sommer 1945 ausführte: „We are not trying to<br />

create a New Ministry of Propaganda, which instils prescribed ideas into the<br />

Germans, but we want, as far as possible, to give Germans the chance to express<br />

their own ideas.” 560 Die Trennung von Nachricht und Wertung wurde zu einem<br />

Erkennungsmerkmal des journalistischen Stils im NWDR. In keinem anderen<br />

Bereich übten die Briten ihre Kontrollfunktion ähnlich kompromisslos aus.<br />

Journalismus statt Propaganda – um sich von der tendenziösen NS-Diktion zu<br />

lösen, mussten die Mitarbeiter des NWDR eine neue Sprache lernen.<br />

Nationalistischer Duktus war ebenso deplaziert wie der altertümelnde<br />

Sprachgebrauch aus der Vorkriegszeit. Die britischen Kontrolleure waren sich<br />

dessen bewusst, und sie wussten von der Schwierigkeit für Fremdsprachler,<br />

semantische Nuancen zu korrigieren. Umso wertvoller waren für diese Aufgaben<br />

deutsche Emigranten, die wie Everitt oder Maass über ausreichend Bildung<br />

verfügten, um die sprachliche Dimension ihrer Kontrollaufgabe leisten zu können.<br />

Die sprachliche Umcodierung wurde zu einem der wichtigsten Grundsätze des<br />

neuen Journalismus:<br />

559<br />

Political Intelligence Department, Information Control in the British Occupied Zone of Germany,<br />

18.06.1945, PRO/FO 898/401.<br />

560<br />

Bishop, British Control Policy for Newspapers, Books, Radio and Entertainments, PRO/FO<br />

371/46702.<br />

194

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!