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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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in ein öffentlich-rechtliches Unternehmen umgewandelt worden. Das neue Medium<br />

<strong>Rundfunk</strong> sollte als Baustein der britischen Demokratie fungieren, ungehindert von<br />

Partikularkräften und letztlich im Dienste nur eines Souveräns: des britischen<br />

Volks. Das Prinzip der Gebührenfinanzierung entzog die BBC dem Zugriff<br />

privatwirtschaftlicher Interessen, ein auf unabhängigen Gremien („Board of<br />

Governors“) basierendes Aufsichtssystem verhinderte die Gängelung <strong>durch</strong> den<br />

Staat ebenso wie die Instrumentalisierung <strong>durch</strong> gesellschaftliche<br />

Interessengruppen oder Parteien. Diese Konstruktion hatte sich als tragfähig<br />

erwiesen. In den wenigen Jahren ihrer Existenz war die BBC zu einem vollwertigen<br />

Glied der britischen Gesellschaft geworden. Nicht zuletzt profitierte sie dabei vom<br />

englischen Zeitungswesen, das auf eine Tradition mit hohem journalistischem<br />

Standard zurückblicken konnte. Wie kläglich nahm sich dagegen in der<br />

Wahrnehmung der Briten das Schicksal der Hamburger NORAG aus: Nahezu<br />

zeitgleich zur BBC im Januar 1924 gegründet, verlor sich der Sender inhaltlich in<br />

betulichem Feuilletonismus und ließ sich später politisch zum Spielball der<br />

Interessen machen - das Radio als Sprachrohr staatlicher Propaganda.<br />

Dagegen blickten die Briten nicht ohne Stolz auf ihre BBC, die sie für das beste<br />

<strong>Rundfunk</strong>system überhaupt hielten. Sie war nicht nur demokratisch legitimiert,<br />

sondern hatte auch im Krieg ihren Anteil am demokratischen Abwehrkampf<br />

geleistet. In England war das Radio zur wichtigen Informationsquelle über die<br />

militärischen und politischen Ereignisse geworden, viel schneller als die<br />

Printmedien war es in der Lage, die Bevölkerung zeitgleich zu informieren und ggf.<br />

Warnungen (etwa bei Bombenangriffen) auszurufen. Allein die Übertragung von<br />

Churchills <strong>Re</strong>den hatte einen Motivationseffekt, wie ihn keine gedruckte Version<br />

haben konnte.<br />

In den dreißiger Jahren hatte die BBC ihre ersten Auslandsdienste auf Sendung<br />

geschickt, zunächst in englischer Sprache. Dazu kamen bald fremdsprachige<br />

Ausstrahlungen, vor allem in <strong>Re</strong>aktion auf die aggressive Propaganda der<br />

faschistischen <strong>Re</strong>gierungen in Deutschland und Italien, die auf Kurzwelle ins<br />

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