09.01.2013 Aufrufe

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutschen in Gegensatz zur zivilisierten Welt. Chiffren dafür waren der Aufmarsch<br />

ins neutrale Belgien, der Diktatfriede von Brest-Litowsk oder das Eingreifen<br />

deutscher Truppen in der Ukraine. Den Alliierten, wollten sie sich diese Bedrohung<br />

nicht nur vorübergehend vom Hals schaffen, musste es um mehr gehen als den<br />

militärischen Sieg:<br />

„The changing of Germany becomes a primary war aim, the primary war aim for<br />

the Allies. [...] Change there must be in Germany; in the spirit in which the<br />

Government is conducted, in the persons who exercise the control, and in the<br />

relative influence of different classes in the country.“ 189<br />

Je näher das Kriegsende rückte, desto deutlicher verlagerte sich die Diskussion auf<br />

das Wesen der Deutschen – auf ihren Geist, ihren Charakter, ihre Seele. Die<br />

deutsche <strong>Re</strong>gierung, so despotisch sie scheinen mochte, galt dabei nicht als<br />

Verführer einer irregeleiteten Nation, sondern als deren legitimer Willensagent.<br />

Wenn das Kriegsziel lautete, Deutschland dauerhaft zu verändern, so war es nicht<br />

damit getan, bei der <strong>Re</strong>gierung oder der Verfassung den Hebel anzusetzen, wie<br />

ein Memorandum des Political Intelligence Department wenige Tage vor dem<br />

Waffenstillstand herausstrich: „Even as regards Germany, it is not so much the<br />

forms of the constitution as the spirit of the nation with which we are at issue.“ 190<br />

Die Überzeugung, dass man es mit einem gewaltbereiten und in die<br />

Völkergemeinschaft nicht integrierbaren Nationalcharakter zu tun hatte, rief<br />

Stimmen auf den Plan, die jenseits der militärischen Unterwerfung eine<br />

erzieherische Disziplinierung des Feindes forderten: „The <strong>education</strong> of the enemy<br />

to a knowledge of what kind of world the allies mean to create, and of the place<br />

reserved in it for enemy peoples according as they assist in, or continue to resist,<br />

vorangegangen. Erst mit dem Ersten Weltkrieg wurde „Prussianism“ zum Synonym für den<br />

militärisch dominierten Obrigkeitsstaat, vgl. Otto / Schulz, Michel meets John Bull, S. 5 ff.<br />

189<br />

<strong>Re</strong>port on the work of the Department of Propaganda in Enemy Countries, zit. n. Wilson, Great<br />

War Prologue, S. 37.<br />

190<br />

PID, The Situation in Germany and Peace Overtures, 03.10.1918, zit. n. Wilson, Great War<br />

Prologue, S. 50.<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!