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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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ideology.“ 228 Im März 1947 ging Birley für mehr als zwei Jahre in die britische<br />

Zone, wo sich dieser Eindruck verfestigte: „I think we realised that not all<br />

Germans had been Nazis, but only a minority of them.“ 229 Als Educational Advisor<br />

bekleidete er den wichtigsten Posten im Kultur- und Erziehungsbereich der Control<br />

Commission – und gebrauchte von da ab den Begriff <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> überhaupt nicht<br />

mehr. Im Rückblick ließ er an seiner Haltung keinen Zweifel: „There was coined<br />

this horrible word ‚re-<strong>education</strong>’ to express our policy in Germany.“ 230 Schnell war<br />

ihm der innere Widerspruch darin klar geworden, die Menschen per Dekret und<br />

Schulbuchlektionen zur Ausübung freien demokratischen Willens anzuhalten: „It<br />

was quite clear that to force <strong>education</strong>al changes on the German people would be<br />

wholly contradictory to that aim.“ 231 Der Haltungswandel Birleys charakterisiert die<br />

schwindende Bereitschaft der britischen Besatzer, sich mit dem zunehmend als<br />

<strong>Re</strong>izwort empfundenen Begriff <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> zu identifizieren. 232<br />

Dennoch blieb das Motto der politischen Umerziehung der Deutschen in der<br />

britischen Öffentlichkeit populär. Für Michael Balfour, eine der einflussreichsten<br />

Ge-stalten der britischen Nachkriegspolitik in Deutschland u.a. als Direktor der<br />

Information Services, hatte das seine Berechtigung: „I cannot think of any other<br />

phrase which so aptly described what the public wanted.“ 233 Die britische<br />

Öffentlichkeit wollte vor allem eines: keinen weiteren Krieg mit Deutschland. Und<br />

das Konzept der <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> vermochte die Mehrheit des britischen Volkes hinter<br />

sich zu sammeln. Die Ambivalenz, die dem Begriff innewohnte, hielt Balfour für<br />

seine Stärke:<br />

„I suggest its ambiguity was a considerable advantage. It was acceptable to the<br />

British hawks even if not to the lunatic fringe. Nobody knew precisely what it<br />

meant or how it was to be carried out. […] In the meantime it provided cover<br />

228<br />

Ebd.<br />

229<br />

Ders., British Policy in <strong>Re</strong>trospect, in: Arthur Hearnden (Hg.), The British in Germany.<br />

Educational <strong>Re</strong>construction after 1945, London 1978, S. 55.<br />

230<br />

Ebd., S. 46.<br />

231<br />

Ebd., S. 52.<br />

232<br />

Vgl. Jürgensen, Elemente britischer Deutschlandpolitik, S. 126 f.<br />

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