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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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gelassen. 155 Lange Zeit war die einzige Grundsatzentscheidung der Alliierten die,<br />

Deutschland als Verfügungsobjekt zu behandeln. Das Ziel lautete, alle<br />

Lebensbereiche lückenlos zu kontrollieren, ohne Mitsprache der Bevölkerung. Ein<br />

ambitioniertes und zugleich reduziertes Programm, für das alles Überkommene<br />

rigoros ausschied. Damit war nicht nur der den Briten zutiefst verhasste<br />

Propagandafunk Goebbelsscher Prägung gemeint. Auch der Weimarer <strong>Rundfunk</strong><br />

galt als kompromittiert, allerdings nicht wegen seiner politikfernen<br />

Bildungsbeflissenheit, sondern wegen des Verdachts der Desinformation und<br />

Nachrichtenmanipulation:<br />

„Ein gefährlicher Irrtum ist es, wenn man annimmt, dass die Nazidiktatur die<br />

einzige Ursache der falschen Information war. Das stimmt gar nicht, es war schon<br />

so, ehe die Nazis an die Macht kamen. [...] Es gab in Deutschland vor dem<br />

Nationalsozialismus ein System, bei dem die Nachrichten zurechtgemacht und<br />

verbogen wurden, damit [...] der Mann auf der Straße, im Dunkeln tappen sollte<br />

über das, was in seinem eigenen Land oder in der Welt tatsächlich vorging.“ 156<br />

Wenn auch die Siegermächte unterschiedliche Mediensysteme in ihren Zonen<br />

installierten, so waren sie sich alle einig, dabei an keinerlei deutsche Traditionen<br />

anknüpfen zu wollen. 157<br />

Seit dem Frühjahr 1943 produzierten PWE und das Joint Committee die ersten<br />

Entwürfe für den deutschen <strong>Rundfunk</strong> nach Kriegsende. 158 Ein 4-Phasen-Modell<br />

sah vor, dass es zunächst gar kein <strong>Rundfunk</strong>programm in Deutschland geben<br />

sollte; dann ein von London aus gesteuertes Programm; anschließend Sendungen<br />

von Deutschen unter britischer Kontrolle; und endlich einen deutschen <strong>Rundfunk</strong><br />

155<br />

Schon Ende 1943 wurden die ersten Klagen laut. So beschwerte sich Con O’Neill, der Vertreter<br />

des Foreign Office im Joint <strong>Re</strong>occupation Commitee, dass die Planungen dieses Gremiums auf der<br />

Stelle traten wegen des Fehlens allgemeiner politischer Richtlinien, vgl. PRO/FO 371/34461.<br />

156<br />

A. L. Pope, der Direktor der Informationsabteilung der britischen Militärregierung, in: Die<br />

Deutsche Zeitung, 9/1949, S. 4.<br />

157<br />

Vgl. Koszyk, Kontinuität oder Neubeginn?, S. 41.<br />

158<br />

Koszyk vermutet hinter diesem Aktivismus die britische Strategie, <strong>durch</strong> das rasche Auflegen<br />

von Direktiven und Handbüchern die eigene Position leichter <strong>durch</strong>setzen zu können; vgl. Koszyk,<br />

Kontinuität oder Neubeginn?, S. 5.<br />

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