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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Im Juli 1945 stellte „Radio Luxemburg“ seine Zulieferungen ein. Das Scheitern<br />

eines überregionalen deutschen Gesamtrundfunks war endgültig und eine<br />

Neudefinition der britischen <strong>Rundfunk</strong>politik nicht länger aufzuschieben. 172 Der<br />

Augenblick war günstig, denn im gleichen Monat übernahm die neue<br />

Medienkontrollbehörde PR/ISC von der – im Kleinkrieg mit SHAEF verstrickten –<br />

21. Armeegruppe die Informationspolitik. Von hier kam der Vorschlag,<br />

schnellstmöglich „Radio Hamburg“ (so der Name des zu dieser Zeit von britischen<br />

Offizieren geleiteten früheren <strong>Re</strong>ichssenders) zu einer eigenständigen Radiostation<br />

für die britische Zone auszubauen. Daran anknüpfend erschien ein Memorandum<br />

des PID, das am 04.08.1945 als medienpolitisches Grundsatzpapier in Kraft trat.<br />

Darin wurde der längst fällige radikale rundfunkpolitische Kurswechsel<br />

beschlossen. Damit war der Plan, die früheren Sender in Hamburg und Köln zu<br />

<strong>Re</strong>laisstationen bzw. technischen Verteilern zu minimieren, kassiert. Statt dessen<br />

erfuhr der Zonenrundfunk in Gestalt von „Radio Hamburg“ die Klassifizierung als<br />

„Inlanddienst“ („home service“). Dies bedeutete eine Aufwertung von beachtlicher<br />

Tragweite. Der Weg des Hamburger Besatzungssenders zum publizistischen Organ<br />

war frei. Zugleich spiegelt sich darin die Einschätzung der Besatzer, dass das<br />

deutsche Programm der BBC die Versorgung der Zone mit <strong>Rundfunk</strong>informationen<br />

nicht leisten konnte. Wichtiger noch war die Einsicht, die deutsche Bevölkerung<br />

auf Dauer nur mit einem deutschen Zonenprogramm erreichen zu können.<br />

Unterstützung fand die neue Linie indirekt <strong>durch</strong> einen Sinneswandel<br />

Montgomerys. Dieser hatte bis dahin nicht nur die Kooperation mit dem Alliierten<br />

Oberkommando torpediert, sondern auch die Probleme der Informationspolitik mit<br />

Desinteresse abgetan: „Bullets not bumph“. 173 Doch die raschen Fortschritte in der<br />

sowjetischen und der amerikanischen Zone, die Sorge vor Unruhen in der<br />

Bevölkerung, die wachsende Kritik an der Untätigkeit auf dem Gebiet der Medien<br />

sowie das steigende Informationsbedürfnis der Deutschen bewogen Montgomery<br />

dazu, den Aufbau der Informationsdienste zu forcieren: „The point to realise is<br />

172 Vgl. Schneider, Nationalsozialismus als Thema, S. 36.<br />

173 Ritchie Calder, Observations on Information Services in Germany, 23.08.1945, PRO/FO 898/401.<br />

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