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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Deutschen in die Selbständigkeit entlassen. Alternativen zur Demokratisierung<br />

sollten den Deutschen nicht gestattet werden, zugleich aber sollten sie als<br />

mündige Staatsbürger das <strong>Re</strong>cht auf freie Selbstbestimmung wahrnehmen. Mit<br />

Blick auf die Erfahrungen der Weimarer <strong>Re</strong>publik lag in diesem Widerspruch ein<br />

Risiko des Scheiterns, das den Planern der Umerziehungspolitik zunächst nur<br />

unvollständig bewusst war.<br />

Die Darstellung der weiteren Ausarbeitung des britischen Begriffs von <strong>Re</strong>-<br />

<strong>education</strong> hat indes auch gezeigt, dass dieser weder ein Zufallsprodukt aus der<br />

Not des Augenblicks heraus war noch ein euphemistischer Gummislogan für eine<br />

insgesamt konzeptionslose Besatzungspolitik. In den intensiven Diskurs in<br />

Ministerien, unter Experten und Politikern waren phasenweise so viele Instanzen<br />

in Großbritannien involviert, dass die Planungen kopflastig und überorganisiert<br />

wurden, was auf Kosten konkreter Handlungsanweisungen für die<br />

Besatzungsoffiziere vor Ort ging. Dennoch hatten die Planungsstäbe in London mit<br />

dem Konzept der politischen Umerziehung einen Masterplan für die Neuformation<br />

des kollektiven politischen Bewusstseins in Deutschland entworfen, dessen<br />

Grundmaximen der „indirect rule“, Hilfe zur Selbsthilfe und „Projection of Britain“<br />

mit dem Projekt der Demokratisierung konsistent waren.<br />

Am Beispiel des <strong>Rundfunk</strong>s in der britischen Zone, seiner Neuorganisation und<br />

personellen wie programmlichen Ausrichtung lässt sich die Umsetzung dieser<br />

Konzeption - wie auch im späteren Verlauf seine Ambivalenz - deutlich<br />

nachvollziehen. Presse und öffentliche Meinung waren in Großbritannien<br />

traditionell ein wichtiges Element der Demokratie. Daher legten die Briten großen<br />

Wert auf gezielte Institutionenpolitik im deutschen Zeitungswesen und <strong>Rundfunk</strong>.<br />

Der Aufbau des NWDR vollzog sich strukturell in enger Anlehnung an die BBC vor<br />

allem deshalb, weil diese sich im Heimatland als politisch unabhängiger Akteur in<br />

der demokratischen Gesellschaftsordnung etabliert hatte. Die Personalpolitik der<br />

<strong>Rundfunk</strong>offiziere im NWDR folgte dem Grundsatz der „indirect rule“, dass die<br />

richtigen Personen in den richtigen Positionen das richtige (pro-demokratische)<br />

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