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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Die Nachkriegsplanung befasste sich seit 1942 mit dem Problem der künftigen<br />

Gestalt des deutschen Bildungswesens. 275 Der Rat von Seiten deutscher<br />

Emigranten war dabei nicht gefragt. Diese standen für das Weimarer<br />

Bildungssystem, das in den Augen der Briten nichts Konstruktives geleistet hatte.<br />

Statt dessen wandte sich das Foreign Office um eine Einschätzung an<br />

Wissenschaftler aus dem eigenen Lager. Besonderes Gewicht hatte die German<br />

Section of the Foreign <strong>Re</strong>search an Press Service (FRPS). 276 An sie ging die Frage,<br />

die Lord Halifax, als britischer Botschafter auf die US-amerikanische Aktivitäten im<br />

Erziehungssektor aufmerksam geworden, grundsätzlich formulierte: „Could any<br />

international action be taken in connection with <strong>education</strong> in the technical<br />

sense?“ 277 Nun fiel die Bilanz der deutschen Bildungstradition vor Hitler reichlich<br />

negativ aus: keine demokratische Neuorientierung nach dem Ersten Weltkrieg,<br />

überkommene Klassen-Strukturen, kein Zugang der unteren Schichten zur<br />

höheren Bildung, insgesamt stark dem 19. Jahrhundert verhaftet. 278 Gleichwohl<br />

zweifelten die Planer, ob eine fremdbestimmte Bildungsreform in Deutschland Fuß<br />

fassen konnte: „It must be understood that any scheme for the re-<strong>education</strong> of<br />

Germans, young or old, by means of text-books, teachers, censors or advisers<br />

supplied by the United Nations may be ruled out as futile." 279 Statt dessen<br />

überwog die Einschätzung, dass die demokratischen Werte nur dann überzeugen<br />

würden, wenn die Deutschen eine Verbesserung ihrer materiellen Existenz darauf<br />

zurückführen konnten. So blieb das deutsche Bildungswesen in der<br />

Nachkriegsplanung der britischen Außenpolitik zwar ein Aspekt der Debatte, ohne<br />

jedoch ein Stadium der konkreten Maßnahmen zu erreichen. Dahingehende<br />

Versuche, neue Schulbücher, Lehrpläne und Unterrichtsmethoden für die<br />

274<br />

Papier aus dem Foreign Office, 29.05.1945, PRO/FO 898/401.<br />

275<br />

Allgemein zur <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> in der britischen Bildungspolitik Lutzebäck, Die Bildungspolitik der<br />

Britischen Militärregierung.<br />

276<br />

Zunächst am Balliol College in Oxford eingerichtet, wurde das Institut später als Foreign Office<br />

<strong>Re</strong>search Department (FORD) ins Foreign Office integriert.<br />

277<br />

Diskussionsbericht einer Konferenz vom 13.07.1942 am Balliol College, Oxford, PRO/FO<br />

371/31500, zit. n. Kettenacker, The Planning of „<strong>Re</strong>-Education“, S. 64.<br />

278<br />

Vgl. ebd., S. 63 ff.<br />

279<br />

Cabinet Paper “The Future of Germany”, 08.08.1943, PRO/FO 371/34459.<br />

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