09.01.2013 Aufrufe

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

efore we can hope to inspire this sense, we must first acquire it ourselves. […]<br />

We can ‘re-educate’ the Germans only if we are prepared, in the course of the<br />

same process, to re-educate ourselves.” 263<br />

Da zu einer solchen Selbstfindung weder vor noch nach der Kapitulation<br />

Deutschlands Zeit war, machte sich die britische Politik erst einmal die im<br />

wesentlichen negative Ausrichtung der alliierten Nachkriegsvision zu eigen:<br />

vollständige Niederlage, Entmilitarisierung, Entnazifizierung. Der soziale und<br />

politische Wiederaufbau sollte im wesentlichen Aufgabe der Deutschen bleiben, in<br />

die sich die Besatzer nur distanziert einmischen sollten:<br />

„We cannot re-educate Germany [...]. The Germans have their own problems to<br />

solve, born of their own historic experience. We have ours; they are different and<br />

we cannot claim we know the solutions. Still less we can know how to solve<br />

Germany’s problems […]. The Western democracies can contribute much to the<br />

re-<strong>education</strong> of Germany in social and political morality, but they cannot shape its<br />

social and political structure.” 264<br />

Aufschlussreich ist die letzte Bemerkung insofern, als sie ein methodisches<br />

Merkmal der <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> vorwegnahm. Denn mit dem Übergang zu einer<br />

aktiveren Demokratisierungspolitik verabschiedete man sich zwar von der Haltung<br />

der konsequenten Nicht-Einmischung. Doch der Weg zu einer Demokratisierung<br />

Deutschlands führte für die Besatzungspolitiker über die Köpfe der Menschen,<br />

über ihre politische Moral vielmehr als über ihre politischen Institutionen.<br />

Aussehen und Funktionsweisen ihrer Demokratie mussten die Deutschen für sich<br />

selbst erfinden.<br />

262 Mit diesem Begriff charakterisiert Lothar Kettenacker den Kampf der britischen Nachkriegspolitik<br />

um bleibenden Einfluss angesichts des bröckelnden Empires. Vgl. Kettenacker, Die angloamerikanischen<br />

Planungen, S. 66 ff.<br />

263 Carr, Conditions of Peace, S. 233.<br />

264 T.H. Marshall, What to do with Germany?, 09.07.1942, PRO/FO 371/31500. Dieser offizielle<br />

Konsens von 1943 trägt die Spuren der Non-Interference-Tradition, die in der britischen<br />

90

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!