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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Aus diesen Vorbehalten zogen die Besatzer die Folgerung, dass die Umerziehung<br />

der Deutschen <strong>durch</strong> Deutsche nicht den Emigranten anvertraut werden konnte:<br />

“They should not, other than in the most exceptional circumstances, be cognisant<br />

of our confidential plans (apart from the details directly concerning their work) for<br />

the control and remoulding of the German mind after the war.” 457<br />

Beim NWDR wurde diese Linie ziemlich konsequent verfolgt. Hugh Carleton<br />

Greene, wichtigster Controller des NWDR, war ein erklärter Vertreter dieser<br />

Haltung. 458 Die Behörden machten kein Geheimnis aus ihrem Misstrauen<br />

gegenüber den Emigranten:<br />

„Die britische Militärregierung war [...] gegen die Besetzung wichtiger Posten im<br />

Funk mit deutschen Emigranten. Sie wollte Personal, das sich Vertrauen bei der<br />

Bevölkerung verschaffte und zugleich Verständnis für die Bedürfnisse der<br />

britischen Politik hatte.“ 459<br />

Zwar zogen die Briten also beim Aufbaupersonal des NWDR generell in der Heimat<br />

gebliebene, politisch mehr oder weniger unbelastete Deutsche vor. Jedoch<br />

standen in den <strong>Re</strong>ihen der Kontrollbehörden gerade im Bereich des <strong>Rundfunk</strong>s<br />

auffällig viele deutsche Emigranten in verantwortlichen Positionen (Everitt, Schütz,<br />

Stuebs, Maass, Schultz u.a.). Wer als Deutscher die britische Armeeuniform trug,<br />

hatte meist im Propagandakrieg mitgewirkt und galt demnach als loyal dem<br />

„British Way“ gegenüber und nicht verdächtig, sich eine illegitime Siegerrolle<br />

anzumaßen. 460 Außerdem verlieh ebendiese Uniform die notwendige Autorität vor<br />

der Bevölkerung und den deutschen Mitarbeitern. Ein Interessenskonflikt war hier<br />

457 PWE, P. and P. Paper No. 22, 01.06.1943, PRO/FO 1049/29.<br />

458 „Die Briten haben in ihren <strong>Rundfunk</strong>vorbereitungen schon während des Krieges einen viel<br />

größeren Wert auf deutsch-sprechende Engländer als auf deutsche Emigranten und<br />

Kriegsgefangene gelegt. Dies, meiner Meinung nach, aus vernünftigen politischen Gründen.“, Hugh<br />

Carleton Greene, Anmerkung zu: Horst O. Halefeldt, Die Knolle allen Übels, Manuskript o.J. (später<br />

veröffentlicht in: Mitteilungen des Studienkreises <strong>Rundfunk</strong> und Geschichte 3 (1977) Nr.2, S. 6-9),<br />

S. 9, StAHH/NDR 621-1/1126.<br />

459 Von Zahn, Stimme der ersten Stunde, S. 252.<br />

460 Vgl. Clemens, <strong>Re</strong>migranten, S. 55 f.<br />

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