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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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abweichender Wirklichkeiten zu modifizieren. Für die Gestaltung des <strong>Rundfunk</strong>s in<br />

der britischen Zone sollten diese Erfahrungen der ersten Besatzungsmonate<br />

prägende <strong>Re</strong>levanz gewinnen.<br />

1.4. Besetzung des <strong>Re</strong>ichssenders Hamburg<br />

Britisch-kanadische Truppen der 21. Armeegruppe besetzten am 03.05.1945<br />

Hamburg. Wenige Stunden zuvor hatte Gauleiter Karl Kaufmann über den<br />

„<strong>Re</strong>ichssender Hamburg“ verkündet, die Stadt kampflos zu übergeben. 366 Damit<br />

blieb den Bewohnern die Agonie der Straßenschlachten im Berliner Stil erspart.<br />

Allerdings waren im Bombenkrieg längst die Arbeiterviertel im Osten sowie die<br />

Gegend um Hafen und Hauptbahnhof verwüstet worden. Die Straßenzüge westlich<br />

der Außenalster waren im wesentlichen verschont geblieben, so auch das<br />

<strong>Rundfunk</strong>gebäude an der Rothenbaumchaussee.<br />

Noch am Abend des 03.05.1945 marschierte die britische Armee im Funkhaus ein,<br />

darunter die Offiziere Colonel Paul Lieven (militärischer Leiter der Operation),<br />

Major Paul Findlay (Ingenieur und technischer Leiter), Captain Walter Everitt<br />

(journalistischer Leiter) und Geoffrey Perry (<strong>Rundfunk</strong>techniker). Vom deutschen<br />

Führungs- und <strong>Re</strong>daktionspersonal war zu diesem Zeitpunkt keiner mehr<br />

anwesend, nur einige <strong>Rundfunk</strong>techniker, aus deren Sicht nach Axel Eggebrechts<br />

Hörspiel „Sieben Tage im Mai“ sich die Besetzung so abspielte:<br />

„Die meisten von uns wurden heimgeschickt. Nur zehn oder zwölf Techniker<br />

mussten dableiben. Wir schliefen in unseren Arbeitsräumen, nebenan die<br />

Engländer. Tja – und das blieb dann so, ungefähr zehn Tage lang. Der grosse<br />

366 „Das Schicksal dieses Krieges kann nicht mehr gewendet werden. Der Kampf aber in der Stadt<br />

bedeutet ihre sinnlose und restlose Vernichtung. Mir gebietet Herz und Gewissen, in klarer<br />

Erkenntnis der Verhältnisse und im Bewusstsein meiner Verantwortung, unser Hamburg, seine<br />

Frauen und Kinder vor sinn- und verantwortungsloser Vernichtung zu bewahren.“ Gauleiter Karl<br />

Kaufmann spricht zum letzten Mal vor der britischen Besetzung, 03.05.1945, NDR-Wortarchiv<br />

F825074. Zum „Surrender of Hamburg“ vgl. Balshaw, British Occupation, S. 16 ff.<br />

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