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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Gegenkräften aus dem alten preußisch-deutschen Lager. 198 Mit der<br />

Machtergreifung Hitlers sahen sich die Zweifler bestätigt, die Weimarer <strong>Re</strong>publik<br />

war endgültig diskreditiert.<br />

Das schwindelerregende Tempo, mit dem Hitler nach 1933 Deutschland<br />

gleichschaltete, remilitarisierte und fanatisierte, weckte in der britischen<br />

Öffentlichkeit Ahnungen von einer Wiederkehr des deutschen Alptraums. Die<br />

Stimmung in Großbritannien steigerte sich in den dreißiger Jahren von einem<br />

unbehaglichen Déjà-Vu zur offenen Alarmiertheit. Die Politik reagierte mit einer<br />

inkonsequenten Mischung aus Aufrüstung und Beschwichtigung (Appeasement), 199<br />

letztere gipfelnd im Münchner Abkommen (30.09.1938). Bald aber schlug das<br />

Pendel um. Die Garantieerklärung zugunsten der polnischen <strong>Re</strong>gierung<br />

(31.03.1939), die Kriegserklärung (03.09.1939) und die Ablösung des Premiers<br />

Chamberlain <strong>durch</strong> den Hardliner Churchill (10.05.1940) zementierten eine<br />

kompromisslose Haltung gegenüber dem alten und neuen Feind. In diesem Geist<br />

verhandelte Churchill auf den Konferenzen von Casablanca, Teheran und Jalta, in<br />

diesem Geist beharrte er auf der Formel des „unconditional surrender“.<br />

Parallel zur Eskalation auf der politisch-militärischen Ebene entbrannte in<br />

Großbritannien der alte Streit um das Wesen der Deutschen, und wie ihnen am<br />

besten beizukommen sei. Am einen Ende der Debatte standen die<br />

Fundamentalisten 200 um ihre Gallionsfigur, den wortgewaltigen Chief Diplomatic<br />

Adviser aus dem Foreign Office, Robert Vansittart. 201 Seine Auffassungen waren<br />

198<br />

Vgl. Marie-Luise <strong>Re</strong>cker, Demokratische Neuordnung oder „Prussianism“ im neuen Gewand?<br />

Großbritannien und die Weimarer <strong>Re</strong>publik, in: Adolf M. Birke/Marie-Luise <strong>Re</strong>cker (Hg.), Das<br />

gestörte Gleichgewicht. Deutschland als Problem britischer Sicherheit im 19. und 20. Jahrhundert,<br />

München/London/New York/Paris 1990 (= Prinz-Albert-Studien, Bd. 8), S. 97 ff.<br />

199<br />

Vgl. Birke/<strong>Re</strong>cker, Das gestörte Gleichgewicht, S. 9.; Clemens, Britische Kulturpolitik 1945-1949,<br />

S. 49.<br />

200<br />

Den Begriff verwendet Pronay, ‘To Stamp out the Whole Tradition’, S. 12.<br />

201<br />

Vgl. Später, Britische Debatten über Deutsche und Nazis. Zu Vansittarts Rolle in der <strong>Re</strong><strong>education</strong>-Diskussion<br />

vgl. Lothar Kettenacker, The Planning of „<strong>Re</strong>-Education“ During the Second<br />

World War, in: Nicholas Pronay/Keith Wilson (Hg.), The Political <strong>Re</strong>-Education of Germany and her<br />

Allies, London/Sidney 1985, S. 60 ff.; Barbara Marshall, British Democratisation Policy in Germany,<br />

in: Ian Turner (Hg.), <strong>Re</strong>construction in Post-War Germany. British Occupation Policy and the<br />

Western Zones 1945-55, Oxford/New York/Munich 1989, S. 189 ff.<br />

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